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Frauen tanken gemeinsam auf
„Es ist ganz wichtig, daß die Frauen lernen, ihren Mund aufzumachen, denn nur so können die anderen unsere Meinung erfahren“, sagte Maria Wolf, eine Referentin der Mütterseminare.
Vor zehn Jahren hat der Katholische Familienverband mit einem Mütterseminar von 15 Teilnehmerinnen begonnen, und heute besuchen bereits 1400 Frauen pro Semester in Wien und Nieder-
Österreich diese Kurse. Die Kurse werden dort abgehalten, wo Bedarf ist. Der Wunsch kommt von der Basis. Wie nach dem Schneeballsystem breiten sie sich aus. „Meist bringt eine Frau die Anregung für ein Seminar von einer anderen Gruppe. Sie will auch in ihrem näheren Bereich, meist in ihrer Pfarre, Frauen dafür animieren“, sagt Traudl Langfelder, die Leiterin der Mütterseminare der Erzdiözese Wien.
Einmal in der Woche können sich doch viele Frauen regelmäßig einen Vormittag für ein Treffen freihalten. Wenn ein kleines Kind da ist, wird es mit den anderen Kindern während dieser Zeit betreut.
Das Anliegen der Mütterseminare ist vor allem, daß Erwachsene weiter lernen können, auch wenn ihre Schulbildung bereits abgeschlossen ist. In den Seminaren werden drei große Themenkreise angeboten: „Frau und Familie“, „Frąu und Gesellschaft“ und „Frau ^und Kunst“. Welche Themen konkret im einzelnen besprochen werden, bestimmt die jeweilige Gruppe. Nicht nur pädagogische und Partnerschaftsthemen interessieren die Mütter, auch Referenten über Politik, Wirtschaft und Medienkunde werden nachgefragt.
Wichtig ist, daß die einzelnen Gruppen eine Gemeinschaft bilden und sich die Teilnehmerinnen untereinander helfen. „Ich erlangte mehr Selbstbewußtsein, lernte selbständig denken, und begriff, daß mein Beruf als Hausfrau für die Gesellschaft wertvoll ist“, sagte eine Teilnehmerin. Die Frauen erleben, daß sie nicht allein stehen und daß ihre Probleme denen der anderen ziemlich ähnlich sind.
Wohl ist ein wenig Umdenken notwendig, wenn eine Ehe schon jahrelang vom Mann dominiert wird. Dann muß die Frau mit ihrem neu gewonnenen Selbstbewußtsein sehr vorsichtig vorgehen. Sie wird sich wohl auch in einem Streitgespräch ihrem Partner verständlich machen müssen. Diese Phase ist sicher für den Mann sehr schwierig. Doch müssen beide Partner über alles sprechen lernen.
Entwickelt sich die Mutter, so hat das auch auf die Kinder einen positiven Einfluß. Sie werden selbständiger und kreativer. Viele Frauen versuchen dann insbesondere ihre Buben so zu erziehen, daß sie die Frau als Partnerin sehen lernen.
Ganz junge Mütter wieder müssen erst den Wert der Frau in der Familie kennenlernen, daß der Kontakt Mutter-Kind ungeheuer wichtig ist, und daß ein Hort oder eine Ganztagsschule niemals die Familie ersetzen können.
„Ich hab den ersten Kurs besucht, als mein Älterer drei Jahre alt war. Jetzt ist mir die Idee der Mütterseminare ein großes Anliegen geworden. Zuerst engagierte ich mich als Betreuerin eines Seminars. Später habe ich eine weitere Ausbildung gemacht, und seither arbeite ich als Referentin in den Kursen. Mein Mann und meine Kinder (13 und neun Jahre alt) sind sehr stolz auf mich“, sagte Frau Maria Wolf.
Wenn Kinder halbwüchsig werden, gehen viele Frauen wieder gern einer Halbtagsbeschäftigung nach. Sie arbeiten dann oft in der Sozialhilfe oder wählen andere Tätigkeiten, die sie vormittags erledigen können. Auch für Bürgerinitiativen, mag es um einen Spielplatz oder eine Raumordnungsfrage gehen, engagieren sie sich mit großem Interesse.
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