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Frauen - Thema eins für die Kirche?
An die 1.000 anglikanische Priester, auch Bischöfe, stehen im Begriff, zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. Rom hat Bereitschaft signalisiert, diese Geistlichen - denen sich wohl zahlreiche einfache Gläubige anschließen werden - aufzunehmen und wird sie voraussichtlich - sollten sie verheiratet sein - auch vom Zölibat dispensieren.
Im Hintergrund geht es einzig und allein um die Frage, ob Frauen zum Priestertum berufen sind oder nicht. Für Rom sind sie es nicht (was nicht alle Katholiken verstehen), für die Anglikanische Kirche sind sie es neuerdings schon (was nicht alle Anglikaner verstehen). Der nun die Ökumene belastende Konflikt in dieser Frage deckt anscheinend viele andere Probleme zu. Für die nun zu Rom tendierenden Anglikaner muß hier offenbar mehr auf dem Spiel stehen als alles, was sich in den vergangenen Jahrhunderten an Traditionen in ihrer Kirche entwickelt hat. Sonst dürften sie kaum bereit sein, Roms Forderung zu erfüllen, mit dem Übertritt auch alle römisch-katholischen Glaubenslehren (inklusive der seit der Trennung verkündeten Dogmen) zu akzeptieren.
Und Rom? Das katholische Lehramt hat (wie die Orthodoxie) aus der Ablehnung der Priesterweihe für Frauen nie ein Hehl gemacht. Rom fühlt sich in dieser Frage (Nummer 1577 im neuen Weltkatechismus) durch das Vorbild Jesu und seiner Apostel, da diese nur Männer als Mitarbeiter erwählt hätten, daran gebunden, Frauen das Priestertum zu verweigern. Darum nimmt man eher Ausnahmen vom Zölibat (deren es bei der Übernahme verheirateter Geistlicher aus einer anderen Kirche bedarf) in Kauf als das geringste Einlenken in der Frage Frauenpriester-tum. Die Auswirkungen spürt man bis zum Streit um Ministrantinnen und allfällige dogmatisch sicher noch vertretbare „Diakonissen", sie wurden auch anläßlich der Debatten um den Frauen-Hirtenbrief der Bischöfe der USA deutlich sichtbar.
Der katholischen Kirche eine konsequente Position (die man sich auch in anderen Fragen - Todesstrafe - wünschen würde) just vorzuhalten, da in einer anderen Kirche ein Konflikt ausgebrochen ist, ist billig. Sie zu fragen, ob sie nicht bisweilen doch Glaubenssätze und Traditionen vermengt (wobei auch Traditionen nicht leichtfertig über Bord geworfen werden sollten), ist aber legitim. Der manchmal entstehende -falsche! - Eindruck, das Wichtigste am katholischen Glauben seien Fragen der Sexualität (so auch die Feststellung, daß das Priestertum nur Männern offenstehe), ist fatal.
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