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Freie Bahn dem Tüchtigen

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Wer Karriere machen will, darf sich heutzuta- ge in immer mehr Bereichen nicht auf den Lorbeeren des Diploms der heimischen Hoch- schule ausruhen, sondern muß sich für ein möglichst hochkarätiges Post-Graduate-Stu- dium nochmals ein bis zwei Jahre dem Lernen widmen. An ausländischen Universitäten und speziellen Eliteschulen holen sich auch im- mer mehr österreichische Topleute den letz- ten Schliff. In Österreich stecken derartige In- stitutionen noch in den Kinderschuhen.

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Wer Karriere machen will, darf sich heutzuta- ge in immer mehr Bereichen nicht auf den Lorbeeren des Diploms der heimischen Hoch- schule ausruhen, sondern muß sich für ein möglichst hochkarätiges Post-Graduate-Stu- dium nochmals ein bis zwei Jahre dem Lernen widmen. An ausländischen Universitäten und speziellen Eliteschulen holen sich auch im- mer mehr österreichische Topleute den letz- ten Schliff. In Österreich stecken derartige In- stitutionen noch in den Kinderschuhen.

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FURCHE: Herr Ministerialrat, Post-Graduate ist in den letzten Jahren zum Modewort in Sachen Karriereplanung geworden. Was spürt man davon in Ihrer Abtei- lung?

OTHMAR HUBER: Das Bundes- ministerium für Wissenschaft und Forschung vergibt Stipendien zum Studium im Ausland, zum Teil zum Besuch von Postgraduierten-Kur- sen. Wir haben eine sehr starke Konjunktur in diesem Bereich, und wir haben auch die Mittel, die für solche Stipendien zur Verfügung gestellt werden, enorm erhöhen können. Das Interesse ist stark gewachsen.

FURCHE: Wenn nun ein Student, der sich in der Schlußphase seines Studiums befindet, sich mit dem Gedanken trägt, so eine Ausbildung zu machen, an wen sollte er sich wenden, um die bestmögliche In- formation über das Angebot zu bekommen?

HUBER: Wir glauben, daß die beste Information vom Fachprofes- sor zu geben ist. Der Fachprofessor hat den Überblick und weiß, wel- cher Postgraduiertenkurs in dem entsprechenden Fachgebiet beson- ders zu empfehlen ist. Darüber hinaus gibt es natürlich die Mög- lichkeit, sich über die ausländischen Kulturinstitute und Informations- stellen an den Botschaften zu infor- mieren.

FURCHE: Wird das in allen Fä- chern etwa gleichmäßig wahrge- nommen oder drängen da bestimm- te Bereiche, etwa die Wirtschafts- wissenschaften, besonders heran?

HUBER: Der Schwerpunkt bei diesen Postgraduiertenkursen liegt natürlich im Bereich der Wirtschaft, der sogenannten Business-Admini- stration. Es gibt aber auch sehr viele Kurse im Bereich der Rechtswis- senschaft, wie zum Beispiel Kurse für Europarecht. Mir sind kaum Kurse im Bereich der technischen Wissenschaften bekannt, wobei es ja überhaupt sehr bedauerlich ist, daß sich gerade Techniker in sehr geringem Maße für Auslandsstipen- dien bewerben.

In manchen Fachbereichen soll- ten sich noch mehr Kandidaten bewerben, wobei natürlich für Techniker das Studium in Öster- reich doch sehr lang und außerdem das Angebot auf dem Arbeitsmarkt sehr gut ist, so daß unmittelbar nach Abschluß des Studiums schon ein gut bezahlter Arbeitsplatz angetre- ten werden kann.

FURCHE: Diese Kurse sind ja meist sehr teuer. Deckt da das Bundesministerium die Kosten durch Stipendien zur Gänze ab oder gewährt man nur Zuschüsse?

HUBER: Das Ministerium kann den Auslandsaufenthalt nicht zur Gänze abdecken. Aber man muß ja berücksichtigen, daß ein Kandidat auch in Österreich Lebenshaltungs- kosten hat. Die Stipendien des Ministeriums betragen für gradu- ierte Akademiker 10.000 Schilling im Monat, die er netto erhält. Dar- über hinaus ist das Wissenschafts- ministerium bereit, bis zu 150.000 Schilling Kosten für einen Postgra- duiertenkurs zu übernehmen, so daß also ein Kandidat 250.000 Schil- ling aus Steuergeldern im Jahr erhalten kann.

Es ist auch nicht so, daß wir schlechthin jedem 150.000 Schil- ling dazu geben, sondern wir ver- langen einen Finanzierungsplan. Wenn die Kosten zum Beispiel 300.000 betragen und er nicht in der Lage ist, die restlichen 150.000 Schilling aufzubringen, dann schei- det er als Kandidat für uns aus. Aber es besteht kein Einwand, ei- nen Kredit aufzunehmen. Er weiß nur, bis zu welcher Grenze der Staat finanziert.

Dazu muß man sagen, daß es um diese Stipendien einen sehr harten Wettbewerb gibt und natürlich nur die besten Kandidaten so ein Sti- pendium wirklich erhalten. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß auch zum Beispiel die Bundeswirt- schaftskammer ein großzügiges Stipendienangebot hat und mit dem Bundesministerium für Wissen- schaft und Forschung bei der Aus- wahl der Kandidaten sehr gut zu- sammenarbeitet.

FURCHE: In weichem Verhältnis steht die Zahl der Bewerber zu der Zahl jener, die dann wirklich ein solches Stipendium bekommen?

HUBER: Die Relation ist gar nicht so schlecht, weil es eben hohe Qua- litätsansprüche gibt. Von den Kan- didaten, die wirklich diesen Quali- tätsanspruch erfüllen, kann man sagen, daß bis zu 60 Prozent tat- sächlich ein Stipendium bekom- men. Kandidaten, die die Quali- tätsansprüche nicht erfüllen, die also zum Beispiel von der ausländi- schen Universität gar nicht aufge- nommen werden, was ja Voraus- setzung dafür ist, daß man ein öster- reichisches Stipendium bekommt, die scheiden natürlich aus. Wenn man diese Kandidaten einbezieht, dann ist die Relation natürlich schlechter.

FURCHE: Sie sagten jetzt Uni- versität. Es gibt aber auch hoch- rangige Lehrgänge, die äußer-uni- versitär.....

HUBER: Zum Teil sind es Insti- tutionen, die gar nicht an der Uni- versität sind, sondern separate, private Management-Institutionen, wo derartige Kurse angeboten werden.

FURCHE: Aber Sie sind grund- sätzlich offen für alle Formen?

HUBER: Alle Formen, die tat- sächlich in einer entsprechenden Beziehung zu einer künftigen Be- ruf sausübung stehen. Zum Beispiel gibt es ein Europa-Kolleg in Brüg- ge, das eine absolut hervorragende Ausbildungsstätte für künftige Diplomaten ist. Es gibt Institute, ich will jetzt keine weiteren Na- men nennen, wo so hervorragende Managementkurse angeboten wer- den, daß sich einzelne Kandidaten auch Kredite bei österreichischen Kreditunternehmen aufnehmen. Eine durchaus vernünftige Kalku- lation, denn wenn sie diese Kurse abgeschlossen haben, bekommen sie so ein schönes Gehalt, daß sie diese Kredite leicht zurückzahlen kön- nen.

FURCHE: Wenn aber jetzt je- mand kommt und an einer ihnen noch unbekannten Schule studie- ren will, werden Sie wahrschein- lich erst sorgfältig die Förderung- würdigkeit prüfen....

HUBER: Alle Kandidaten wer- den vor Auswahl - kommissionen gebeten. Wir ver- geben ja diese doch relativ ho- hen Steuerbeträ- ge nicht einfach so aus freier Hand, sondern wir laden Aus- wahlkommisso- nen ein, die die Kandidaten sehr genau befragen. Dort sind Fach- professoren ver- treten, die im all- gemeinen die Institutionen kennen, die hier als Zielorte ange- geben werden.

Aber es ist durchaus denk- bar, daß jemand einmal eine Insti- tution vor- schlägt, die nicht so bekannt ist, und da müßte man natürlich nähere Informa- tionen einholen. Gerade was den amerikanischen Sektor betrifft, ist das sehr leicht, weil die Öster- reichisch-Amerikanische Erzie- hungskommission, besser bekannt unter dem Namen Fulbright-Kom- mission, eine hervorragende Doku- mentation aller amerikanischen Universitätseinrichtungen und Postgraduierten-Kurse besitzt, sodaß man sich hier jederzeit auf amerikanische Originalunterlagen stützen kann und feststellen kann, ob das eine wirklich angesehene Institution ist.

FURCHE: Welche Kriterien sind in erster Linie maßgeblich? Sind das Zeugnisse, oder der Eindruck, den der Kandidat in einem Ge- spräch mit dieser Kommission macht?

HUBER: Das ist beides erforder- lich. Es muß ein guter Studiener- folg vorliegen, es muß eine gute Aufnahmequalifikation gegeben sein, das heißt zum Beispiel kon- kret, er muß den TOEFL-Test* absolviert haben, ohne den er ja an eine amerikanische Universität nicht aufgenommen wird, er muß darüber hinaus vielleicht noch andere Tests, die verlangt werden, absolviert haben, und er muß vor der Kommission einen guten Ein- druck machen.

FURCHE: Ist vorgesehen, daß diese Kandidaten immer ein Post- graduierten-Studium in ihrem Fachbereich machen, oder ist denk- bar, daß Sie zum Beispiel einen Geisteswissenschaftler fördern, der jetzt plötzlich Management machen will?

HUBER: Der Fachbereich sollte nicht so eng gesehen werden. Es gibt zum Beispiel Leute, die Wirt- schaftswissenschaft studiert haben und dann einen Postgraduierten- Kurs für Kulturmanagement ma- chen. Was wir natürlich nicht för- dern, ist, daß jemand ein neues Studium im Ausland beginnt. Aber ein Postgraduierten-Kurs ist ja in dem Fall kein neues Studium, son- dern setzt eben bestimmte Dinge schon voraus.

Mit dem Leiter der Abteilung 1/9 im Bundes- ministerium für Wissenschaft und Forschung sprach Heiner Boberski.

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