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Fremdenverkehr und Umwelt
Das Problem der übermäßigen und unausgewogenen Nutzung der Natur ist nicht nur für unsere Zeit signifikant. Inanspruchnahme der Umwelt ist heute umfassender als je zuvor, andererseits werden die Zusammenhänge klarer erkannt. Das Bewußtsein dafür wächst glücklicherweise rasch.
Bezogen auf den Fremdenverkehr: So dramatisch, wie es der Slogan „Der Tourismus frißt den Tourismus” formuliert, muß es in unserem Land keineswegs werden. Noch haben die touristischen Landschaftsbelastungen nur punktuell das vernünftige Maß überschritten, schon beginnen die Einsichten in tiefere Zusammenhänge zu reifen. Die entsprechenden Maßnahmen sind zwar nur langsam angelaufen, aber, wie am Beispiel der Seereinhaltung zu erkennen, sogar mit durchschlagendem Erfolg, allerdings auch beachtlichem Aufwand. Jedenfalls wird nun jeder Aspekt der weiteren Entwicklung überlegt, und sei es unter dem Druck der Betroffenen.
Gleichzeitig weist auch die wirtschaftliche Entwicklung in die gleiche Richtung. Nur wirklich erfolgversprechende Projekte halten weiteren Uberprüfungen stand, und soweit es sich etwa um Kraftwerksbauten oder ähnliche Eingriffe handelt, können auch diese nicht mehr wie bisher Ohne Rücksichtnahme auf die natürlichen Gegebenheiten durchgezogen werden.
Das schwierige und vielschichtige Problem der Zersiedelung belastet stark das als Erholungsraum benötigte Umland der Fremdenverkehrsorte, die Seeufer sind weitgehend durch private Beanspruchung blockiert. Das vorhandene Widmungsinstrumentarium konnte die Situation bisher leider nur sehr wenig entspannen. Glücklicherweise wächst bei den Urlaubsgästen das Interesse an einer naturnahen und möglichst ungestörten Umwelt.
Die rechtliche Absicherung des Nationalparks Hohe Tauern im Bereich des Landes Kärnten ist ebenso kennzeichnend für das Erkennen dieser Entwicklung wie die steigende Nachfrage nach Naturparks „pro hominem” , die allerdings umfassend erst zu entwickeln sind. Die einhellige Ablehnung von in die Landschaft tief eingreifenden Projekten wie etwa des Feriendorfes auf der Nockalm in Kärnten zeigt dies ebenfalls deutlich. Noch beim Bau der aufschließenden Straße hatte man Einwände außer acht lassen können, ein deutliches Zeichen für das inzwischen geänderte Bewußtsein. Nun ist die Anlage, viel sinnvoller, dort errichtet worden, wo schon ein erschlossener Kern vorhanden war, nämlich in der Region des Katschberges. Es geht keineswegs um alternativloses Verhindern, sondern um sinnvolle Einordnung.
Das Bedürfnis nach Freizügigkeit in der Landschaft hilft entscheidend mit, die Entwicklungsrichtung zu bestimmen, ebenso der nun besser artikulierte Erholungsbedarf der einheimischen Bevölkerung. Freilich sind überzogene Forderungen nach restlos naturbelassener Landschaft nicht zielführend. Es darf nicht vergessen werden, daß ja unsere Wälder durchaus nicht reine Natur-, sondern bereits Kulturlandschaft sind. Wir dürften uns glücklich schätzen, wenn auch hier statt der „Fichtenäcker” naturgemäßere Nutzungsformen dominieren würden.
Viele Probleme bleiben noch, teilweise auch sehr schwer lösbare. Es hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, daß die touristische Entwicklung nicht mehr in quantitativer Richtung fortschreiten darf, sondern daß nur ein qualitatives Vorgehen sinnvoll erscheint. Auch das wird wesentlich zu einer Entlastung der touristischen Schwerpunkte vor Uberbeanspruchung beitragen. Nur mit Problembewußtsein lassen sich ökologische und ökonomische Erfordernisse weitgehend auf einen gemeinsamen Nenner bringen.
Mario Ferrari-Brunnenfeld ist als Landes-rat für Kärntens Fremdenverkehrsf ragen zustandig.
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