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Frieden durch Dialog

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Politischer Mißbrauch der Religion schürt oft die Konflikte in Indien, meint der katholische Priester Varghese Alengaden.

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Politischer Mißbrauch der Religion schürt oft die Konflikte in Indien, meint der katholische Priester Varghese Alengaden.

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Frieden und ökumenischer Dialog zwischen den Religionen - das ist ein in vielen Teilen der Erde aktuelles Anliegen, besonders in Indien, dem 850-Mil-lionen-Staat in Südasien, der in jüngster Zeit häufig wegen religiöser Konflikte in die Spalten der Weltpresse geriet. Diesem Anliegen dienen nun zwei Initiativen, deren „nationaler Koordinator" im indischen Indore, der katholische Weltpriester Varghese Alengaden, jüngst in Österreich Kontakte mit ähnlich gesinnten Institutionen (darunter die katholische Einrichtung „Iustitia et pax") knüpfte.

Die beiden von Indore aus wirkenden Inititiativen sind das interreligiöse Forum „Dharma Rajya Vedi" (mit vier. Regionalbüros in ganz Indien) und das Institut für Frieden und Werterziehung „Dharma Barati". Ein katholischer Laie, der inzwischen 46 Jahre alt gewordene ehemalige Luftwaffenoffizier Acharya John Sachidanand, brachte im Jänner 1986 durch die Gründung der Pratyasa-Bewegung diese Entwicklung ins Rollen. Bemerkenswert ist, daß Sachidanands Lehrmeister der im Mai 1993 in Indien verstorbene englische Benediktinerpater und Mystiker Bede Griffiths war.

Auf nationaler Ebene hat die Ar-

beit dieser interreligiösen Friedensbewegung praktisch erst im Sommer 1993 - mit der Bestellung von Fa-ther Varghese zum National-Koordi-nator - begonnen. Andere Funktionen in den genannten Initiativen liegen in den Händen Angehöriger anderer Religionen. Innerhalb der Bewegung spielt es keine Rolle, ob jemand Hindu, Moslem, Sikh, Christ, Buddhist oder Bahai ist

Laut Father Varghese geht es in diesen Initiativen nicht nur um Frieden zwischen den Religionen, sondern überhaupt um eine „Renaissance Indiens' auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet, auch um den Zusammenhalt der Einheit Indiens, das ja bekanntlich zahllose Völker, Sprachen und Religionen vereint und jede Menge sozialer Gegensätze aufweist. Armut und Hunger sind zweifellos große Probleme des Landes, aber für Varghese Alengaden ist der Mangel an geistiger Orientierung fast noch dramatischer als jener an Nahrung. Der Ruf nach moralischer Aufrüstung

der indischen Gesellschaft sei heute geradezu ein Notschrei.

Von den politischen Parteien und manchen religiösen Führern sei hier nicht viel zu erwarten. Vor allem fundamentalistische Kreise benutzen in den Augen des Priesters die Reli-

gion oft nur als politische Waffe.

In dieser Situation hat sich das interreligiöse Forum die Ideologie „Dharmodaya" zurechtgelegt, deren Prinzipien, kurz zusammengefaßt, besagen: es gibt einen einzigen Gott, dessen Wirklichkeit alles übersteigt. Die Religionen sind als Wege zu ihm zu respektieren. Die Schöpfung ist Gottes Werk und als geheiligt zu betrachten. Alle Menschen sind Brüder und Schwestern, haben miteinander in Harmonie zu leben und zu arbeiten und tragen Verantwortung für die Schöpfung und ihre Zukunft.

In diesem Sinn versucht das Institut für Frieden und Werterziehung vor allem junge Menschen in Kursen, Seminaren, Programmen mit

irolitischem, ethischem und kulturel-em Inhalt zum Mitgestalten' eines Indien der Einheit, des Friedens und Wohlstandes, aufbauend auf Wissenschaft und Spiritualität, zu gewinnen. Dabei soll - so Father Varghese - aus dem reichen Erbe Indiens an Lebensweisheit und Kultur geschöpft werden.

„Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens" begann das offizielle Gebet zum Österreichischen Katholikentag 1983. Genau dieses Friedensgebet steht auch auf dem Prospekt des interreligiösen „Dharma Rajya Vedi" in Indore, vielleicht ein Beweis dafür, wie nahe einander gläubige Menschen in aller Welt in ihrer Beziehung zu Gott sind.

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