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Frieden jetzt!
Werden die „Zeichen der. Zeit" unseres Jahrhunderts, derer sich die Zeitgenossen des nächsten Jahrhunderts noch erinnern, das Zeichen „Ausch- witz" einschließen? fragte der katholische Theologe J. B. Metz seine Zuhörer beim Deutschen Katholikentag. Zweifel sind leider begründet. Aber: „Wir kommen nie wieder hinter Auschwitz zurück - und dar- über hinaus nicht mehr allein, sondern nur noch mit den Opfern von Auschwitz."
Also müssen Christen und Juden gemeinsam über die unentrinnbar gemeinsame Zukunft nachdenken. Zukunft der Juden: Sie kann nicht ohne Zukunft des Judenstaates ge- dachtwerden. Zukunft Israels: Was haben Christen anderer- seits wirklich mit ihr zu schaf- fen?
Auch im Angesicht von Auschwitz, das Antijudaismus endgültig zum Verbrechen stempelt, ist Israel-Kritik möglich, ja notwendig. Dies gilt vor allem dann, wenn der Welt- friede auf dem Spiel steht. Das heutige politische Klima in Israel begünstigt arabisch- muslimischen Fanatismus und Fundamentalismus in vielen Ländern. Das geht nicht nur die Herrscher in Jerusalem etwas an.
Zum zweiten leben heute 78 Prozent der palästinensischen Christen im Kernland des Staa- tes Israel, von den Katholiken gar 87 Prozent. Nach der Grün- dung Israels 1948 kamen dort auf einen Christen 22 Juden und drei Muslime, 1987 waren es 35 Juden und sechs Musli- me.
An ihrer Zurückdrängung sind die Christen selbst und nicht etwa religionspolitische Strategien des Judentums oder des Islam schuld: niedrigere Geburtenraten, nur Aus- und keine Zuwanderer. Gleichwohl kann uns ihr - und aller dort lebenden Menschen - Schick- sal nicht gleichgültig lassen.
Die Politik der gegenwärti- gen Regierung Israels schürt immer stärker Mißtrauen und Entzweiung, Haß und Gewalt. Opferblut klagt an.
Alle jene, die das Drama im Nahen Osten zunehmend „den " Juden anrechnen möchten, sollten nicht vergessen, daß Schamir nicht für „die " Juden Israels steht. Die viel maßvol- lere Arbeiterpartei liegt stär- kemäßig kaum hinter dem Likudblock, und „Peace Now" hat erst vor wenigen Tagen mit einer Kundgebung in Tel Aviv auf die Sehnsucht radikaler Friedensfreunde aufmerksam gemacht.
Daß Israels Existenz inner- halb sicherer Grenzen gewähr- leistet werden muß, steht für Christen wie Juden außer Fra- ge. Der Vatikan könnte das durch diplomatische Anerken- nung Israels mit letzter Deut- lichkeit unterstreichen. Ande- rerseits müßten auch die USA gegenüber dem Friedensstörer Schamir zu letzter Deutlich- keit greifen.
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