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F(r)ischer Wind für Forschung

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„Wir sind nicht ganz unzufrieden!“ gibt sich Raoul Kneucker, Generalsekretär des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung zurückhaltend optimistisch gegenüber den Budgetzahlen, die die Wissenschaft im allgemeinen und der Fonds im besonderen 1984 zu erwarten haben.

Wissenschaftsminister Heinz Fischer gab sie kürzlich im Detail bekannt: Forschung und Entwicklung werden 1984 über 18,4 Milliarden verfügen können, um 1,2 Mil-harden mehr als 1982. (Davon bringt jedoch die Wirtschaft mehr als die Hälfte auf).

5,4 Milliarden vergibt das Wissenschaftsministerium direkt für Forschung und Entwicklung; 6,86 Milliarden stehen für die Universitäten zur Verfügung; knappe 210 Millionen bekommt der Forschungsfonds.

Fischer weist stolz auf eine Steigerungsrate von 7,9 Prozent für sein Ressortbudget (im Vorjahr seien es nur 6,7 Prozent gewesen) oder von 7,1 Prozent für die Gesamtforschungsausgaben.

Aber das gesamte Staatsbudget soll um 9,1 Prozent über dem des Vorjahres liegen — das Bruttoinlandprodukt dagegen, aus dem die Staatsbedürfnisse geschöpft werden müssen, wird nur um 5,5 Prozent steigen.

Ist es nicht so, daß der Staat — zum Verteilen — immer größere Anteile des Erarbeiteten an sich zieht, ohne der Wissenschaft davon im selben Ausmaß zuzuteilen?

Fischer, der sichtlich an seinem Ressort wachsendes Interesse findet, zählte auch einige der Schwerpunktvorhaben auf, die das Ministerium von sich aus initiieren und fördern will. Dazu gehören:

• Biotechnologie und Gentechnik,

• Technisch-wirtschaftliche Innovation,

• Forschungskooperation Wissenschaft-Wirtschaft,

• Materialwissenschaften- Werkstoffkunde,

• Recycling-Forschung,

• Medizinische Forschung, nun vor allem in Richtung Immunologie.

• Informationsveranstaltungen sind im kommenden Jahr für die Themenbereiche „Medizin und Technik“ sowie „Ernährungswissenschaften“ vorgesehen.

Für etliche dieser Projekte liegen bereits Informationsbroschüren vor — Fischer tritt jetzt schon dem für den nächsten Wahlkampf erwarteten Vorwurf entgegen, damit werde „Regierungspropaganda“ gemacht. Die Studien sollen allen interessierten Stellen Orientierungshilfen bieten.

Weiß man am Wiener Minori- tenplatz, was in der Garnisongasse — am Sitz des Forschungsfonds — organisiert wird? Wie verläuft die Koordinierung?

Im Sommer haben bereits Gespräche mit den Präsidien der beiden Fonds — der zweite betreut die angewandte Forschung — stattgefunden, berichtet der Minister. Für den Herbst sind Kontakte zwischen Fonds, Ministerien und den Wissenschaftsausschüssen von Nationalrat und Bundesrat vorgesehen. Das hat es bisher noch nie gegeben, bestätigt Kneucker.

Die auf Grund des Forschungsorganisationsgesetzes eingesetzten Gremien, der zwölfköpfige Rat für Wissenschaft und Forschung und die auch die Interessenverbände miteinschließende Forschungskonferenz sollen demnächst wieder einberufen werden, um über die Wissenschaftspolitik zu diskutieren.

Die Wissenschafter, die nicht nur an mehr Geld, sondern vor allem an unbehinderter Arbeit interessiert sind, erhoffen sich von diesen Gremien nun mehr Effektivität, als sie sie bisher praktiziert haben.

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