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Fröhlich feiern!

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Im Jahr 1985 feiern wir in Oberösterreich das 200-Jahr-Jubi- läum der Errichtung der Diözese Linz. Zusammen mit unserer Nachbardiözese St. Pölten gehörten wir vorher zum Bistum Pas- sau. Angesichts der fast zweitausendjährigen Geschichte des Christentums im Donauraum nimmt sich dieses Jubiläum geradezu bescheiden aus. Wenn wir daher unser Diözesanjubiläum feiern, wollen wir uns nicht mit dem Blick in die Vergangenheit begnügen (den uns übrigens eine eigene Landesausstellung 1985 in Garsten bei Steyr ermöglichen wird).

Das Diözesanjubiläum hat in besonderer Weise eine religiöse Bedeutung. Wir wollen uns auf das Wesentliche unseres Glaubens konzentrieren, die Verkündigung und die Glaubensvertiefung verbessern. Die Zusage Jesu „Ich bin bei euch alle Tage” (Mt 28,20) haben wir als Motto für das Diözesanjubiläum gewählt. Das Tröstliche und Hoffnunggebende dieses Herrenwortes ist gerade auch für unsere heutige Zeit von großer Bedeutung.

Immer mehr Menschen wenden sich von materialistischen Lebenshaltungen enttäuscht und ernüchtert ab; sie suchen einen neuen Sinn für ihr Leben. Sie fragen - und die Kirche hat sich diesen Fragen zu stellen und den Menschen Antwort und Wegweisung anzubieten. Gerade der vergangene Katholikentag mit dem Besuch unseres Papstes hat doch deutlich gemacht, daß die Kirche diese Antworten zu geben vermag, daß sie der Welt Mut und Zuversicht geben kann — aus der Botschaft Jesu heraus.

Wir Christen sind Träger einer großen Sendung. Dies soll auch bei der Feier unseres Diözesanju- biläums zum Ausdruck kommen. Als Volk Gottes sind wir alle, Priester und Laien, zur Verkündigung der frohen Botschaft berufen. Von der Verwirklichung dieses vom Zweiten Vatikanischen Konzil entworfenen Bildes der Kirche sind wir, seien wir nur ehrlich, noch ein schönes Stück entfernt. Den Anstoß, den unsere Heimat durch das Erlebnis und die Aussagen des Katholikentages kürzlich erfahren durfte, wollen wir mit dem Diözesanjubiläum weiterführen und vertiefen.

Wenn wir die Glaubensverkündigung zum zentralen religiösen

Anliegen des Diözesanjubiläums machen, wollen wir in Konsequenz zur Aussage von der Kirche als Volk Gottes auch über den besonderen Beitrag der Laien nach- denken. Dabei möchten wir auch den Einsatz der Katholischen Aktion und der verschiedenen Apostolatsgruppen überlegen und fördern.

Einige weitere pastorale Anliegen fügen sich diesem Grundanliegen unseres Jubiläums logisch an: wir möchten die Feier des Sonntags, die Verbindung zu jenen, die der Kirche distanziert gegenüberstehen, und die Seelsorge an den Wendepunkten des Lebens verbessern. Ich bin überzeugt, wenn sich die Gläubigen Oberösterreichs, aufgerufen durch den „Geburtstag” des Bistums, wieder bewußter auf die Wahrheiten unseres Glaubens konzentrieren und das persönliche Glaubensleben vertiefen, dann wird es uns besser gelingen, den Menschen Hoffnung zu geben und die Gesellschaft mitzugestalten - getra gen von der Verantwortung, zu der wir uns durch Jesus Christus berufen wissen.

Wie soll nun das Jubiläum der Diözese Linz gefeiert werden? Zunächst sollen die religiösen Anliegen in den Pfarren und Dekanaten gemeinsam überlegt werden. Diese Überlegungen sollen natürlich auch zu konkreten Verbesserungen unserer kirchlichen Verkündigung führen. Diese Beratungsphase wird auch in einer gemeinsamen Sitzung der gewählten Vertreter des Diözesan- volkes im Pastoralrat und Priesterrat der Diözese stattfinden.

Im Sinne des geistlichen Anliegens des Diözesanjubiläums beginnen wir das Gedenkjahr mit einem „Tag der Hauskirche”. Damit soll unterstrichen werden, daß die Familie, die Hausgemeinschaft oder der Freundeskreis, eine Kirche im Kleinen ist, die in angepaßter Weise jene Aufgaben zu erfüllen hat, die auch das Bistum und die Gesamtkirche betreffen. Diesen Tag der Hauskirche zum Auf takt des Diözesanjubiläums halten wir am 29. November 1984, dem 100. Todestag unseres großen Linzer Bischofs Franz Joseph Rudigier, des Förderers der Rechte der Familie und Erbauers des neuen Linzer Domes.

Und in diesem, unserem Linzer Mariendom, wird auch das Diözesanjubiläum ein Jahr später abgeschlossen: mit einer großen Diözesanwallfahrt zum Patrozinium des Mariä-Empfängnis- Domes am 8. Dezember 1985. Diese Wallfahrt wird auch die einzige gemeinsame Feier aller Katholiken Oberösterreichs sein, denn das Diözesanjubiläum soll vor allem in den Pfarren und Dekanaten gefeiert werden. Dabei sollen die Dekanate aufgewertet und das gemeinsame Bewußtsein der Pfarren in einem Dekanat gefördert werden. In allen 38 Dekanaten der Diözese finden Feste statt. Auch dabei soll das Anliegen der Glaubensverkündigung zum Ausdruck kommen. Ich werde als Bischof an allen diesen Dekanats festen teilnehmen und mit den Gläubigen die Messe feiern. Die außerkirchliche Feier soll die Christen zu einer frohen Gemeinschaft und Begegnung zusammenführen.

Für mich werden diese Dekanatsfeste ein willkommener Anlaß sein, ohne das „Protokoll” einer üblichen bischöflichen Visitation mit möglichst vielen Menschen zusammenzutreffen und ins Gespräch zu kommen. Mit einer Wanderausstellung soll ergänzend zur historischen Landesausstellung auch die Gegenwart der Kirche in Oberösterreich in all der Vielfalt ihres Lebens und ihrer Aufgaben und Dienste deutlich gemacht werden. Beginnend mit 29. April 1984 (60. Jahrestag der Domweihe) wird es mit Ausnahme der Ferien und der kalten Jahreszeit bis Herbst 1985 an jedem Sonntag irgendwo in Oberösterreich ein Dekanatsfest der Katholiken geben.

Zeichen der Liebe

Wir wollen das Diözesanjubiläum aber nicht nur mit Besinnung auf den Glauben und mit Festen begehen, auch ein Zeichen der brüderlichen Liebe und Verantwortung möchten wir setzen. Sozusagen als Geburtstagsgeschenk wird der Pastoralrat in seiner nächsten Sitzung zum Jubiläum zwei Sozialprojekte überlegen. Wir denken dabei an einen Hilfsfonds für Maßnahmen gegen psychosoziale Notfälle, die in den Pfarren aufgegriffen und damit unterstützt werden sollen, oder an ein Zentrum zur Wiedereingliederung von Nichtseßhaften.

Schließlich sind derzeit auch Überlegungen im Gang, den Innenraum des Linzer Domes so zu gestalten, daß er einerseits den liturgischen Bestimmungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorbildlich entspricht und andererseits sich sowohl als Domkirche für die ganze Diözese, also auch für große Feiern, als auch für die Gottesdienstgemeinde der Dompfarre und als Ort der stillen Anbetung besser eignet.

Die Planung des Linzer Diözesanjubiläums ist voll im Gang. Nicht pompös und mit großem Aufwand zu feiern ist unsere Absicht, sondern herzlich und froh — wie es dem Naturell der Menschen im Land ob der Enns entspricht, und mit Verantwortung für die Kirche und die Menschen unserer Heimat.

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