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FrüheWarnung

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Es mag ja immer mal wieder vorübergehend Zeiten geben, in denen Österreich nicht gerade voller Bewunderung über den Zaun zu uns nach Bayern herüberschaut. Aber jetzt, Freunde, Nachbarn, Countrymänner, jetzt ist es wieder soweit!

Wackersdorf hin, Flem-ming her — wo Bayern vorn ist und die CSU überlegen, da müßt Ihr allen Neid beiseite lassen und nur noch staunend überlegen: Wie können wir endlich auch so was Schönes kriegen, was die bayerische CSU jetzt hat: nämlich ein richtiges ,J?rüh-warnsystem“?

Bekanntlich gab es ja gewisse Turbulenzen — sogar in der CSU-Basis —, weil Franz Josef Strauß bei der Steuerreform im Alleinflug seine Privatflieger-Kameraden von der Mineralölsteuer befreien lassen wollte, während gleichzeitig die Mineralölsteuer für Autofahrer angehoben werden soll.

Damit so etwas nicht wieder vorkommt, haben der neue CSU-Generalsekretär, der Leiter der Staatskanzlei und der neue Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, also die Herren Huber, Stoiber und Glück, etwas politisch sehr Wertvolles geschaffen. Krisenstab wollten und durften sie es nicht nennen, weil eine Erfolgspartei wie die CSU überhaupt keine Krisen kennt. Stab allein war ihnen zu wenig, denn das hätte nach Stafettenlauf ausgesehen, bei dem immer einer den aktuellen Schwarzen Peter der CSU an den anderen weiterreicht.

Einfallsreich, wie sie nun einmal sind, haben sie dieses Koordinierungs-Triuinvirat zwischen Regierung, Parlament und Partei einfach ,J?rühwarnsystem“ genannt.

Nun hat es aber auch gegen diese Institution ,^rühwarn-systgm“ eine kleine Rebellion gegeben, allerdings diesmal an der Parteispitze. Der ebenso erschrockene wie gescheiterte Versuch, aus Angst vor der eigenen Courage gleich wieder alles rückgängig zu machen, beruhte allerdings nur auf einem Mißverständnis.

Der CSU-Vorsitzende glaubte, die Parteibasis solle künftig rechtzeitig davor gewarnt werden, daß er als politischer Kunst- und Kampfflieger wieder zu einem gefährlichen Tief- oder Blindflug gestartet ist.

Inzwischen is't aber, alles geklärt und dahingehend berichtigt, daß das Frühwarnsystem natürlich umgekehrt funktionieren soll. FJS kann dadurch rechtzeitig gewarnt werden, wenn die Basis wieder einmal aus Unverstand zu murren anfängt. In diesem Ernstfall kann er sofort zu einem seiner Höhenflüge ansetzen und die Basis einfach als lästigen Ballast abwerfen. Man braucht sie ja sowieso höchstens alle vier Jahre.

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