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Führer von panarabischen Bewegungen
Der Libanon ist eine kaum weniger künstliche Kolonial- schöpfung als Jordanien (siehe dazu Seite 9); und zwar wurde er erst in den vierziger Jahren von Syrien abgetrennt. Die äl- tere Generation libanesischer Politiker sind alle noch als Syrer geboren, und Syrer fühlen sich im Libanon ähnlich wie Ost- deutsche in Westdeutschland oder umgekehrt.
Die Franzosen verhalfen den Christen des Libanon zu einem eigenen Kleinstaat. Damit er nicht zu klein ausfiel, wurden einige Gebiete mit rein mosle- mischer Bevölkerung hinzuge- packt. Als Resultat hat heute
der Libanon mehr moslemische als christliche Bevölkerung, und das gab den Anlaß zum Bürgerkrieg; denn den Christen wurde verfas- sungsmäßig die Dominanz über den Ministaat garantiert.
Strenggenommen handelt es sich dabei gar nicht um alle arabischen Christen des Gebiets, sondern al- lein um die mit Rom verbundene Sekte der Maroniten. Die grie- chisch-orthodoxen Araber paktie- ren häufig mit den Moslems gegen die Maroniten. Außerdem verblie- ben viele Christen in Syrien, wo sie rund fünfzehn Prozent der Bevöl- kerung ausmachen, wie ja auch etwa fünfzehn Prozent der Palä- stinenser christlichen Glaubens
sind.
Ferner haben sich gerade christliche Libanesen und Sy- rer als Führer panarabischer Bewegungen hervorgetan. So war zum Beispiel der Gründer der heute noch aktiven „Groß- Syrischen Partei", Anton Saa- deh, libanesischer Christ. Da- durch wird die ganze Libanon- Idee eines Sonderstaates für die Christen in Frage gestellt. Die syrischen Truppen, die im Li- banonais „Friedensmacht" der Arabischen Liga stationiert sind, empfinden sich selbst auch nicht etwa als ausländische Besatzungsmacht.
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