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Für das freie Wort

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Worauf es ankommt, damit die Vision eines Europa vom Atlantik bis zum Ural verwirklicht werden kann, das zeigte das erste Symposium der „Region Europa" der Katholischen Weltunion der Presse (UCIP) in Fribourg (25. bis 29. September) auf.

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Worauf es ankommt, damit die Vision eines Europa vom Atlantik bis zum Ural verwirklicht werden kann, das zeigte das erste Symposium der „Region Europa" der Katholischen Weltunion der Presse (UCIP) in Fribourg (25. bis 29. September) auf.

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Die 180 Teilnehmer der Tagung „Europa im Umbruch - Wege für die Zukunft" kamen als Kollegen und gingen als Freunde, die sich schon auf ein Wiedersehen freuen. In vier Hauptreferaten wurde das Thema aus christlicher, westlicher, östlicher und föderalistischer Sicht beleuchtet. An den „homo europaeus", der vom Evangelium her geprägt wurde, erinnerte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, der französische Kurienkardinal Paul Poupärd. Er verwies auf Papst Johannes Paul IL, der immer wieder daran erinnere, daß aus der Kraft des Christentums das neue Europa, die Zivilisation für das dritte Jahrtausend, aufgebaut werden müsse. Für ganz neue Strukturen im staatlichen und wirtschaftlichen Bereich plädierte auch die ehemalige Regierungschefin von Portugal, Maria de Lourdes Pintasilgo. Für die demokratische Neuordnung des Kontinents reichten wirtschaftliche Änderungen allein nicht aus. Innerhalb der Gesellschaft müsse eine neue Form der Demokratie gefunden werden. Sie hielt es für denkbar, daß wichtige Entscheidungen innerhalb der Gemeinschaft mit Volksabstimmungen einhergehen.

Für den Schweizer Alt-Bundesrat Kurt Furgler ist es vorstellbar, daß die neuen Strukturen Europas föderalistisch sind. Der Föderalismus verzichtet darauf, „daß die Starken die Schwachen beherrschen", weil diese Form des Staatsgedankens „Toleranz, einen ausgeprägten Willen zur Verständigung und Sinn für Versöhnung jenen gegenüber, die nicht wie wir sind und die anders denken", erfordert. Wie schwer diese Ideale jedoch in der Realität zu verwirklichen sind, zeigte der slowenische Ministerpräsident, Lojze Peterle, auf: „Auf dem Balkan herrscht drohend der Haß". Er nannte sein Land einen Prüfstein für die europäische Sensibilität im Hinblick auf die Ereignisse im Osten und für die europäische Treue gegenüber den eigenen Werten der Demokratie, der Freiheit und des Friedens.

Der Alt-Erzabt von Pannonhalma, Andreas Szennay OSB, wies als kirchliche Stimme aus dem Osten auf den oft extremen Liberalismus in den Massenmedien hin. Im übrigen seien Informationen oft falsch oder aber bewußt gelenkt, und die Journalisten seien heute weitgehend die selben wie früher. Dabei haben die Medien einen neuen - alten - Sündenbock gefunden. Immer häufiger würden Meldungen aus dem kirchlichen Bereich, die an sich durchaus „kritikwürdig" seien, genommen, um aufzuzeigen, daß die kirchliche Führung an allem

Übel der vergangenen vierzig Jahre schuld sei. Auf der anderen Seite würden jedoch innerhalb der „östlichen" kirchlichen Publizistik Vorgänge grundsätzlich nicht hinterfragt. In der Kirche gibt es nach Aussagen Szennays keine „öffentliche Meinung". Ein freies Wort in der Kirche sei nach wie vor „gefährlich".

Beispiele für die „Gefährlichkeit" brachte dann Anton Fellner, Präsident des Verbandes katholischer Publizisten Österreichs. Er erwähnte den einstigen Vorschlag des heutigen St. Pöltener Bischofs Kurt Krenn, für Journalisten, die von der Kirche oder für die Kirche schreiben, eine Art ..missio canonica" auszustellen. Er erinnerte an P. Leonardo Boff, der aus der Chefredaktion derZeitschrift„Vo-zes" ausscheiden mußte, und als jüngstes Beispiel die Affäre um die „Augsburger Kirchenzeitung". Deren Chefredakteur, P. Gerhard Ebert, wurde entlassen, weil das „absolute Vertrauen" und die „vollständige Übereinstimmung" nicht mehr gegeben waren. Fellner zitierte aus den Leitsätzen der Wiener Diözesansynode von 1971: „Ihren Dienst am einzelnen Menschen, an der Gesellschaft und an der Kirche können die Massenmedien nur in Freiheit erfüllen."

Um Freiheit ging es auch in einer Resolution, die die Medienschaffenden zum Abschluß des Symposiums verabschiedeten: Sie appellieren an „alle einflußreichen internationalen Kräfte, unverzüglich und entschlossen ihren Einfluß geltend zu machen, daß dieser Krieg in Jugoslawien beendet wird". Die Anerkennung der „neuen, auf dem Gebiet Jugoslawiens entstehenden Staaten ist ein Akt der Humanität und der Menschenrechte". Und schließlich verlangen sie, daß Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes durch internationale Verein-barungen geschützt werden.

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