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Digital In Arbeit

Für eine Koalition der positiv Denkenden

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Bäuerliche Landwirtschaft braucht in Zukunft die Koalition der positiv denkenden Menschen.

□ Bildung und Kultur: Werden Wert der Bildung in der Praxis nicht annehmen will, wird kaum eine wirtschaftliche und menschliche Überlebenschance haben. Eine qualifizierte berufliche - vielfach zweiberufliche - Ausbildung, permanente fachliche Weiterbildung, Auslandserfahrungen werden genauso Basis von Überlebenschance sein, wie ein stetes Bemühungen um Herzensbildung. Die Pflege des Gespräches, das Leben mit Kultur, Toleranz und Akzeptanz unterschiedlicher Werthaltungen in Familie und Gesellschaft, das Beherrschen von Fremdsprachen werden Bausteine persönlichen Erfolges sein.

□ Leistungsorientierte Arbeitshaltung: Immer weniger wird die Summe der Arbeitszeit der Maßstab für wirtschaftlichen Erfolg am Bauernhof sein. Immer mehr wird die Qualität des Denkens, der Arbeitsplanung und Arbeitsökonomie den beruflichen und persönlichen Erfolg prägen.

Keine Prestigekäufe!

Um mehr Lebensqualität am Bauernhof erleben und leben zu können, wird in Zukunft in vielen Bereichen die „heilige Kuh”, der Mythos der Arbeitsbelastung beziehungsweise Überlastung, „geschlachtet” werden müssen. Das Ziel muß viel höher sein: qualitativ hochwertige Arbeitsleistungen zu erbringen, alle Kooperationsmöglichkeiten zu nutzen und persönlichen, zeitlichen und räumlichen Freiraum zu schaffen beziehungsweise zu erhalten, damit die Arbeit, die erzeugten Produkte und das Denken und Leben mehr Qualität erlangen.

□ Vermögen sichern: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verlangen Vorsicht beim Investieren. Rücklagen anlegen und keine Prestigekäufe tätigen! Die Einkommenspolitik: „Preis mal Menge” wird genausowenig Zukunftsstrategie des Denkens sein, wie das Empfinden, daß die Zukunft von der Größe des Betriebes und der Hektaranzahl abhängig sei. Entscheidend wird vielmehr eine

„Mehrsäulentheorie des Einkommens” (nach W. Molter) sein. Die Agrarpolitik hat unter anderem Sorge für eine Markt- und Preispolitik und das Entdecken neuer Markt- und Produktionsräume zu tragen. Die Gesellschaft muß bereit sein, dem Bauern eine umfassende Leistungsabgeltung für alle Leistungen zuzugestehen; der Bauer selbst wird in den meisten Fällen Einkommenskombinationen erkennen und leben müssen.

Bäuerliche Zukunftsstrategien leben, heißt Verantwortung für die Menschen und für die Lebensgrundlagen Grund, Boden und Wasser zu übernehmen. Keine leichte Aufgabe!

Deshalb: Ohne klare Zielvorstellungen, ohne selbstbewußte Lebenshaltung und persönliche Strategien werden die Zukunftschancen für den bäuerlichen Menschen gering sein. Das Gefühl der Ohnmacht und der Hoffnungslosigkei wird triumphieren.

Mit hoher fachlicher und menschlicher Qualifikation, im Wissen um die Verantwortung, um die Erhaltung der Lebensgrundlagen und mit der Bereitschaft die Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen, hat der bäuerliche Mensch die Chance - in nicht allzuweiter Zukunft - an einem bevorzugten Platz in der Gesellschaft zu stehen.

Sicherlich kein bequemes Unterfangen und ein steiniger Weg. Wer hindert aber den einzelnen, diesen Weg zu gehen, um Zukunft und ein sinnerfülltes Leben zu leben?

Der Autor ist stellvertretender Kammeramtsdirektor der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Steiermark.

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