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Für Kraftwerk östlich von Wien

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Kleiner Festsaal im Haus der Industrie, Prominenz am Podium: Unter Vorsitz von Ex-Minister Josef Staribacher untersucht das „Institut für Energiepolitik und Umweltverbesserung” die Frage des Kraftwerkausbaus in Osterreich.

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Kleiner Festsaal im Haus der Industrie, Prominenz am Podium: Unter Vorsitz von Ex-Minister Josef Staribacher untersucht das „Institut für Energiepolitik und Umweltverbesserung” die Frage des Kraftwerkausbaus in Osterreich.

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Schon nach Staribachers einführenden Worten ist eigentlich alles vorprogrammiert: Den Energieverbrauch bis zum Jahr 2005 zu prognostizieren, sei schwierig, da Energie- und Wirtschaftswachstum entkoppelt seien. Aber es sei jedenfalls klar, daß der Elektrizitätsverbrauch weitersteigen würde: „Nach Rückfragen bei allen möglichen Experten komme ich zu dem Ergebnis: Der Zuwachs der Elektrizitäts-Nachfrage wird zwischen 17 und 24 Prozent liegen,” so Staribacher.

Damit waren die Weichen gestellt. Wenn nämlich der Stromverbrauch derart stark steigt, ist es notwendig, möglichst rasch mit dem Bau von Kraftwerken zu beginnen. Dazu Karl Rummerstorfer, Vorstandsdirektor der Donaukraftwerke: Osterreich sei mit Wasserkraft gesegnet, habe nach Norwegen den höchsten Anteil in Europa, je nach Wetter 60 bis 75 Prozent. Das verfügbare Potential sei aber erst zu 64 Prozent erschlossen und daher „die bedeutendste Energiechance.”

Wasserkraft erneuert sich laufend, „ist umweltschonend und unerschöpflich, heimisch und daher krisensicher, kostenstabil und unabhängig vom ausländischen Preisdiktat. Außerdem ist sie mit ihrem hohen Anteil an österreichischer Wertschöpfung bei ihrer Errichtung (über 90 Prozent) ein für die Wirtschaft entscheidender Faktor.” Was das konkret bedeutet, erläuterte der ehemalige Generalsekretär der Industriellenvereinigung Herbert Krejci: 96 Milliarden habe die E-Wirtschaft seit 1970 investiert. Von jeder in Laufkraftwerke investierten Milliarde würden 560 Millionen in den Bau, 250 für Maschinen, 160 für die Elektrotechnik ausgegeben, wichtige Impulse für Österreichs Wirtschaft, vor allem in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit steigt.

Was wäre also an Ausbau ins Auge gefaßt? Da ist natürlich die Donau östlich von Wien, mit Ausnahme der Wachau die einzige nicht genutzte Strecke des Stromes. Hier müsse man nach einem sinnvollen Miteinander mit dem Naturschutz suchen, denn 2.000 Gigawattstunden lägen da brach. „Ein Schatz, den zu heben ein Land wie Osterreich nicht ver ziehten kann... Das ist der Verbrauch der Österreichischen Bundesbahnen in einem Jahr oder von 500.000 Haushalten,” kennzeichnet Bum-merstorfer die Größenordnung, um die es da geht.

Mit der Donau müsse wegen ihrere Eintiefung ohnedies etwas geschehen. Darüber herrsche Einigkeit. Eine Kraftwerklösung sei daher naheliegend. Ob das im Widerspruch zu völkerrechtlichen Verpflichtungen steht, die Auenlandschaft zu erhalten? Ja und nein, antwortet der Völkerrechtler Univ. Prof. Franz Zehetner. Was die Donau östlich von Wien anbelangt, gäbe es widersprüchliche Vereinbarungen: Die Belgrader Donaukonvention verlange Maßnahmen zur Sicherung der Schiffahrt, das Ramsar-Abkommen die Sicherung der Feuchtgebiete. Entweder man findet einen Kompromiß zwischen beiden Verpflichtungen oder man kündigt einen der beiden Verträge. Welcher da eher in Frage käme? Sicher nicht die Donaukonvention, meint Zehetner. Sie verpflichte zwar nicht zum Bau eines Kraftwerkes. Aber im internationalen Becht zeichne sich so etwas wie die Verpflichtung zur Nutzung aller erneuerbaren Energien ab. Und das werde wohl bedeuten, daß Österreich sich die Vergeudung des Energiepotentials der Donau östlich von Wien langfristig nicht werde leisten können.

Das größte Ausbaupotential gäbe es aber in Tirol: am Inn, im Stubai-tal. Ausbauprojekte gibt es auch an der Drau, der Salzach, der Traun ...

Zwar verwahrte sich Bummers-torfer gegen die Behauptung der Umweltschützer, man benötige für jedes neue Wasserkraftwerk ein kalorisches, dennoch wurde in den Ausführungen von Herbert Schröfel-bauer, Vorstandsdirektor der Österreichischen Draukraftwerke, deutlich, daß auf diesem Sektor massive Investitionen erforderlich sind.

Weil es derzeit schwierig sei, neue Standplätze für Kraftwerke bewilligt zu bekommen, habe sich die E-Wirtschaft darauf konzentriert, die bestehenden auf den neuesten Stand der Technik umzurüsten. Das bringe höhere Wirkungsgrade und eine Verdoppelung der Kapazität (auf 200.000 Betriebsstunden). In St. Andrä werde man neben Kohle auch Biomasse verfeuern, was allerdings nur durch deren Subventionierung vertretbar sei. Leider sei die Nutzung der Abwärme nur beschränkt möglich. Jedenfalls müsse aber klar sein: Die Nachrüstung könne den Neubau kalorischer Kraftwerke auf Dauer nicht ersetzen.

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