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7000 PLO-Partisanen ziehen aus Beirut ab, und jeder einzelne von ihnen tut es mit Flüchen und neuen Terrordrohungen. Die Weltpresse bringt rührende Abschiedsbilder, wie Katjuscha-be-hängte „Freiheitshelden" von Weib und Kindern Abschied nehmen. Dazu ist einiges zu sagen.

Erstens und noch einmal: Die israelische Regierung hat gegen Libanon eine Aggression begangen und in Beirut unverzeihliches und unnötiges Blutvergießen inszeniert. •

Zweitens und auch noch einmal: Ähnliches hat vor Jahren schon Syrien getan und ist dafür nicht halb so hart von den Moralisten der Welt getadelt worden.

Drittens: Familienzerreißungen sind unmenschlich. Aber keiner der PLO-Kämpfer hat je Gewissensbisse gezeigt, wenn Familien, Frauen und Kinder dem mörderischen PLO-Terror zum Opfer fielen. Im Gegenteil: Schon wird ein neuerer und noch ärgerer angekündigt. Müssen solche Drohungen nicht im nachhinein fast wie eine Rechtfertigung des israelischen Vorgehens wirken?

Tatsache ist auch: Israels Regierung kann von Juden in aller Welt (und in Israel selbst) kritisiert werden und wird es auch.

Eben ist eine der großen Persönlichkeiten des Weltjudentums, Nahum Goldman, gestorben: Er war bis zuletzt ein scharfer Begin-Kritiker. Wo sind die großen Figuren der Palästinenser, die dem Terror abschwören und offen, freimütig, ohne gedungene Mörder auf sich zu lenken, eine Politik der Gewaltfreiheit verlangen?

Auch die Wahl des neuen libanesischen Staatspräsidenten Be-schir Dschemayel wurde in den Medien überwiegend abschätzig kommentiert. „Eine Marionette der Israelis", heißt es. Daß sein Amtsvorgänger Elias Sarkis auf Wunsch der Syrer gewählt worden war, hat die Welt nicht halb so aufgeregt.

Der Einfall Israels in Libanon bleibt unentschuldbar. Aber mindestens ebenso unentschuldbar bleibt das noch viel grausamere Abschlachten von Irakis und Iranern im Golfkrieg, der den österreichischen Bundeskanzler in seine. Uilaubsruhe viel weniger zu irritieren scheint.

Die Welt besteht aus vielen Un-vollkommenheiten, der Nahe Osten ganz besonders. Es gibt keine Alternative zu der immer wieder notwendig werdenden Mühsal, aus einem Desaster das Bestmögliche zu machen.

In diesem Fall wäre dies, Libanon von fremden Einflüssen tunlichst zu befreien, es wieder auf eigene Beine zu stellen und ihm beim Wiederaufbau zu helfen. Dschemayel bringt aus der Vergangenheit alles andere als ideale Voraussetzungen mit. Aber kein anderer hatte bessere. Israel, Syrien und nicht zuletzt die USA müssen nun auch das Ihre dazu tun.

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