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Fußangeln für Mr. President

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Mr. Wirthlin, jetzt, nachdem Präsident Reagan sein Wirtschaftsprogramm durch den Kongreß gebracht hat und die Meinungsforscher seine Popularität weiter im Ansteigen sehen — besteht da nicht die Gefahr übertriebenen Selbstvertrauens?

RICHARD B. WIRTHLIN: Es gibt da einige Fußangeln, auf die Reagan besonda-s achten muß: Erstens einmal ist die Annahme seines Wirtschaftsprogramms im Kongreß nur der erste Schritt. Jetzt muß die Regierung demonstrieren, daß sie dieses Programm auch realisieren kann.

Zweitens gibt es die gesellschaftspolitischen Streitfragen -Schulgebet, Abtreibung, der Transport weißer Schulkinder in schwarze Schulen (und umgekehrt) zum Zweck der Rassenintegration — die mögliche Rückschläge für Reagan bedeuten könnten, weil sie, politische gesehen, nicht viel einbringen.

Der Präsident hat zu diesen Fragen eindeutig Stellung bezogen, aber es würde ihm möglicherweise hichts helfen, werm er sich in der Kongreßdebatte darüber stark engagiert. Er muß sorgfältig darauf achten, die präsidiale Macht nicht dadurch zerflattern zu lassen, daß er sich in zuvielen diversen Streitfragen verstrickt.

Die Öffentlichkeit hat äußerst positiv darauf reagiert, wie er die Verwirklichung seines Wirtschaftsprogramms angegangen ist — zum Teil auch darum, weil er die Sache zielstrebig angefaßt hat

Wenn Sie von Problemkomplexen sprechen, die ihm — politisch gesehen - nichts einbringen: Meinen Sie damit, daß Reagan viele solche Leute, die sein Wirt-schaftsprctgramm unterstützen, vor den Kopf stoßen würde, wenn er zu gesellschaftspolitischen Streitfragen Stellung bezieht?

WIRTHLIN: Das ist eine Möglichkeit. Wie ich ihn kenne, wird seine Position eindeutig sein, wenn die Debatte beginnt. Aber an der Spitze der Tagesordnung bleibt weiterhin, die, wirtschaftliche Gesundung des Landes voranzutreiben. Denn eine Lösung der Probleme der Inflation und Arbeitslosigkeit ist noch nicht in Sicht.

Glauben Sie, daß die Unterstützung für Reagan nachlassen wird, wenn man im Lande erst einmal die Budget-Kürzungen zu spüren beginnt?

WIRTHLIN: Das ist schon möglich, wenn nämlich die Haushaltskürzungen ganz beträchtliche Härten mit sich bringen, ohne daß die Leute durch andere Vorteile entschädigt werden. Trotzdem: Wenn die Wirtschaft in den nächsten acht bis zwölf Monaten in Schwung kommt — woran ich fest glaube, -, meine ich, daß Reagan in hohem Maße die Unterstützung der Öffentlichkeit haben wird.

Es ist für uns überraschend zu sehen, wie viel Geduld die Öffentlichkeit bis jetzt gezeigt hat. Die Leute sagen uns ja auch, sie hätten das Gefühl, daß das Land in die richtige Richtung steuert; gleichzeitig nehmen sie zur Kenntnis, daß uns schwerere Zeiten bevorstehen. 79 Prozent erklärten, daß es ein Jahr oder länger dauern wird, bis sich Reagans Programm positiv auswirkt.

Wie würden Sie Reagans Ansehen in der Öffentlichkeit nach seiner achtmonatigen Amtszeit charakterisieren?

WIRTHLIN: Es ist heute größer als zur Zeit seiner Amtsübernahme. Normalerweise sieht ein Präsident nach einer solchen Zeitspanne die positive Einschätzung seiner Tätigkeit und die Zustimmung an der Basis dahinschwinden. Dennoch zeigen mir meine Unterlagen, daß seine Führerschaft zum jetzigen Zeitpunkt sehr positiv beurteilt wird.

Zum Teil kann das auf seine Handhabung der wirtschaftlichen Probleme zurückgeführt werden. Aber ich glaube, daß Reagan die hohen Noten auch für die Stabilität, Konsistenz und Stärke erhält, die seine Regierung bislang gezeigt hat.

Copyright: FURCHE/US News & WRep.

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