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Fußball ja, aber anders!

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Die Fußball-Weltmeisterschaft ist bald vorbei, die Meinungen sind geteilt -auch in der FURCHE-Re-daktiony Wir fanden, wir sollten den Konflikt ins Blatt bringen.

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Die Fußball-Weltmeisterschaft ist bald vorbei, die Meinungen sind geteilt -auch in der FURCHE-Re-daktiony Wir fanden, wir sollten den Konflikt ins Blatt bringen.

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Unverhohlen bekenne ich: Alle vier Jahre erfaßt mich das Fußballfieber. Fällt es mir sonst überhaupt nicht ein, irgendeiner Mannschaft die Daumen zu drük-ken oder gar Fußballplätze zu besuchen, so ist das während der Weltmeisterschaft (und der österreichischen Qualifikationsspiele dafür) ganz anders. Und ich weiß, daß ich kein Einzelfall bin.

Für mich wird Fußball erst ab einem gewissen Niveau interessant. In erster Linie will ich ein gutes Match sehen, in zweiter, daß die bessere Mannschaft gewinnt, und in dritter, daß das jene Mannschaft ist, der meine Sympathien gehören. Das ist natürlich vor allem Osterreich, solange es dabei ist, aber ich schaue mir genauso gerne Spiele anderer Teams an.

Das enorme Interesse am Fußballsport — ein wirklich großes Match bringt genausoviele Leute auf die Beine wie eine Friedensdemonstration oder ein Popkonzert —rechtfertigt bis zu einem gewissen Grad, daß die Massenmedien sich ausführlich der Weltmeisterschaft (WM) widmen. Scharf zu kritisieren ist freilich oft, wie sie'das tun.

Daß es etlichen ein Dorn im Auge ist, wenn wochenlang Fußball das TV-Programm beherrscht, verstehe ich. Gute Fußballspiele (die bei diesem Turnier leider selten waren) haben aber für mich ebensoviel Unterhaltungswert wie andere ORF-Programme. Denn Zirkus — und Spitzensport ist davon heute kaum mehr zu trennen — hat Unterhaltungswert.

Und da ist Fußball doch ein ungleich erfreulicheres Spektakel als die mir äußerst unsympathischen sogenannten „Sportarten” Boxen und Autorennf ahren.

Wie eingangs erwähnt, erwarte ich von einer WM hohes Niveau und entsprechenden Einsatz aller

Beteiligten. Jeder Wettkampf wird zur Farce, wenn die Beteiligten keine Leistungen erbringen, sondern nur die Zeit totschlagen wollen.

Für* Berufssportler kommt hinzu, daß sie ja wahnwitzige, sozial gar nicht mehr zu rechtfertigende. Beträge verdienen und schon aus diesem Grund dem zahlenden Publikum etwas bieten müßten.

Nicht der Sieg, sondern das ehrliche Bestreben, sein Bestes zu geben, sollte dabei die Richtschnur sein. Und natürlich kommt bei einer WM auch ein patriotischer Aspekt hinzu. Wenn ein Team als Nationalmannschaft antritt, dann hat es auch die Pflicht, diese Nation ehrenvoll zu repräsentieren, also auch — freilich ohne Unfairneß und Gehässigkeit - für sie zu kämpfen.

Ist Fußball deswegen ein Ersatzkrieg? So weit sollte es nie kommen, daß man Feindbilder züchtet und gegnerische Mannschaften chauvinistisch betrachtet.

Wer gesehen hat, wie der CSSR-Kapitän Golonka 1969 nach dem legendären Eishockey-Erfolg seiner Mannschaft über die Sowjetunion das Eis küßte, der weiß freilich, daß dies für die Tschechen mehr als ein sportlicher Triumph war. Und sicher spielte auch beim Fußballmatch Polen gegen UdSSR mehr mit.

Natürlich ist eine sportliche Niederlage keine nationale Katastrophe. Sie ist allerdings dann peinlich, wenn die Zuschauer den Eindruck gewinnen mußten (wie bei den Österreichern), die Mannschaft habe nicht die geringste Lust, sich anzustrengen.

Viel schmählicher aber ist es, wenn sich die „Fans” rowdyhaft benehmen (wofür zum Beispiel die Briten bekannt sind).

Es gibt sicher viel Wichtigeres als Fußball. Wer aber diesen Sport liebt, der sollte nach der in vieler Hinsicht enttäuschenden WM in Spanien für rasche Reformen eintreten: eine Änderung des Austragungsmodus, die solche Passivpartien wie Österreich gegen Deutschland unmöglich macht, und eine schärfere Kontrolle der Schiedsrichter.

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