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Gedanken zu einem Jubiläum

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Vor dreißig Jahren, in der ersten Dezemberwoche des Jahres 1945, erschien die erste Nummer der FURCHE. Damals schrieb Friedrich Funder, ihr Gründer und Herausgeber, im Leitartikel:

„Der Gang der Pflugschar durch den Heimatboden ist Anfang, Vorbereitung; in die Furche fällt der Same, der, so Gott will, Frucht bringen wird. Der Krieg ist über diese Erde hihweggestampft, hat sie zertreten, als habe ein Ungeheuer der Urwelt, den Finsternissen entstiegen, unter seinen Tritten das Leben des Feldes zermalmt. Nun heißt es geduldig und tapfer den Acker frisch bestellen, neue Kräfte aus seinem Schöße für die Saat wecken, die sich zu Frucht wandeln, Leben schenken soll. Ein jeder muß jetzt Pflüger werden. Wer immer es sei. Einem jeden ist irgendwie und irgendwo ein Stück Land anvertraut. So sehen auch wir unsere Aufgabe, bescheiden, aber mit beharrlichem Bemühen, Dienst an der Heimat, Dienst an der Wiedererweckung ihrer Lebenskräfte, Dienst am Frieden und am Wiederzusammenfinden der mißhandelten Menschheit zu leisten. Zeitaufgeschlossen, auf das aktuelle Geschehen gerichtet, parteimäßig nicht gebunden, eine gesunde Demokratie bejahend, durch katholische Grundsätze bestimmt, will unsere Wochenschrift eine FURCHE in dem zu bestellenden Grunde sein.“

Als Friedrich Funder dieses Programm niederschrieb, begann für die FURCHE die Zukunft. In diesen dreißig Jahren hat die FURCHE versucht, das Programm Funders einzuhalten, das er mit obigen Worten darlegte, und nochmals ausdrücklich in seinem Testament bekräftigte.

Seit dem Erscheinen der ersten FUROHE-Nummer sind dreißig Jahre vergangen und in diesen dreißig Jahren ihres Ganges ' durch die Geschichte machte die FURCHE selbst ein wenig Geschichte. Vieles hat sich gewandelt seit damals, angefangen vom

Preis des Blattes, der 1945 nur 70 Groschen betrug. Die Zukunft, die 1945 vor der FURCHE lag, ist längst Vergangenheit geworden. Und Vergangenheit wird eines Tages sein, was jetzt Zukunft ist.

Die „Rezession“, wie jetzt die neue Sprachvariante für „Wirtschaftskrise“ lautet, ist in Europa nicht kleiner geworden. Dagegen werden im kommenden Jahr sicherlich noch viele Preise in die Höhe schnellen. Auch die Preise für die Herstellung von Zeitungen. Auch die Preise für die Herstellung der FURCHE. Blätter wie die FURCHE konnten nie von sich selbst leiben. Das Inserateneinkommen von Blättern dieser Art ist zu gering, um die Kostenlücken zu decken. Eine Zeitung wie die FURCHE muß und müßte immer subventioniert werden. Durch die drei Jahrzehnte ihres Bestandes hat die Druckerei Herold die notwendigen Gelder für die Existenz des Blattes aufgebracht.

Der Preßverein Herold brachte unendlich viele Opfer für die christliche Presse, die ein Aposto-lat besonderer Art ist. Dafür ist Dank fällig. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts wurde in Österreich der Pius-Verein gegründet, der es sich zur Aufgabe machte, alle katholischen Zeitungen und . Zeitschriften entsprechend zu unterstützen, gleichgültig, in welcher Richtung (und auch im damaligen Katholizismus gab es verschiedene Richtungen) sie arbeiteten. Leider ist der Pius-Verein verschwunden und etwas Ähnliches ist nicht an seine Stelle getreten. Aber wäre es jetzt nicht an der Zeit, eine ähnliche Institution zu schaffen, die die wenigen übriggebliebenen österreichischen christlichen Zeitungen und Zeitschriften tatkräftig unterstützen sollte? Diese Frage ist nicht Zukunft, sondern Gegenwart. Wird diese Frage nicht rechtzeitig beantwortet, dann wird das Zeitungswesen, das nicht in Massenauflagen vertrieben werden kann, keine Zukunft mehr haben.

Das gilt nicht für die FURCHE allein, es gilt für alle Presseerzeugnisse ähnlicher Art. Österreich würde, wenn sie fehlten, ärmer und farbloser sein.

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