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Geeint durch Liebe und Gebet

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Gott beruft nicht nur, sondern er hilft den Berufenen auch, einander in ihrer jeweiligen Berufung zu verstehen und gegenseitig anzunehmen. Jesus will, daß die Gerufenen bei ihm sind (vgl. Mk 3,14), aber nicht als isolierte einzelne, sondern in Gemeinschaft. Das ganze Gottesvolk, aber auch die einzelnen Berufungen in ihm stehen in „communio“ mit dem Herrn und untereinander. Das wird besonders deutlich bei euch

Ordensleuten. Ihr lebt noch mehr als andere nach dem Beispiel der Urkirche, in der „die Gemeinde der Gläubigen ein Herz und eine Seele war“ (vgl. Apg 4,32).

Je mehr es euch gelingt, in euren Gemeinschaften in echter Liebe zu leben, um so eindringlicher bezeugt ihr die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft. Eure Einheit macht nach den Worten des Konzils „das Kommen Christi offenbar, und eine große apostolische Kraft geht von ihr aus“ (Per- fectae caritatis, Nr. 15).

Das gilt in ähnlicher Weise auch von euch Diözesanpriestern und Diakonen. Ich weiß, daß manche von euch unter Einsamkeit leiden. Viele von euch stehen — auch wegen des zunehmenden Priestermangels — in ihrer Arbeit allein. Ihr fühlt euch vielleicht zuwenig verstanden und angenommen in einer Welt, die anders denkt und euch mit eurer Botschaft als et

was Befremdendes erlebt. Um so mehr müssen wir das bedenken und konkret zu leben versuchen, was das Konzil über die Gemeinschaft unter den Priestern sagt.

Auch ihr Weltpriester und Diakone seid niemals wirklich allein: ihr bildet zusammen eine innige Schicksalsgemeinschaft! Denn durch die heilige Weihe und Sendung seid ihr, wie das Konzil nachdrücklich betont, „einander in ganz enger Brüderlichkeit“ (Lumen gentium Nr. 28), in „inniger sakramentaler Bruderschaft … verbunden“ (Presbyte- rorum ordinis, Nr. 8). Ihr seid mit euren „Mitbrüdern durch das Band der Liebe, des Gebetes und der allseitigen Zusammenarbeit“ (ebd.) geeint.

Bemüht euch, liebe Mitbrüder, diese im Weihesakrament grundgelegte beglückende Wirklichkeit in lebendiger priesterlicher Gemeinschaft zu leben! Das machen auch wir, der Papst und die Bischöfe, mit euch zu unserem gemeinsamen Anliegen. Tun wir alles, was mit Gottes Hilfe in unserer Macht steht, um uns einander brüderlich anzunehmen, gegenseitig mitzutragen und so gemeinsam für Christus Zeugnis zu geben.

Die von euch Priestern und Ordensleuten um des Himmelreiches willen gewählte Ehelosigkeit macht euch freier für die Gemeinschaft mit Christus und den Dienst an den Menschen. Sie macht euch aber auch freier für um so engere und tiefere Gemeinschaft untereinander. Laßt euch von niemandem und von nichts

versuchen, diese hochherzige Verfügbarkeit zu mindern oder zurückzunehmen. Macht sie vielmehr voll fruchtbar für euer Leben und euren Dienst zum Heil der Menschen.

Liebe Priesteramtskandidaten in den Seminarien! Ihr seid voller Ideen über den Dienst und das Leben der Priester in unserer Zeit. Wir wollen uns mit euch öffnen für das, „was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,29; 3,6.13.22). Zugleich bitte ich euch: Lebt eure Ideale schon jetzt, gerade das Ideal der Gemeinschaft — untereinander und mit eurem Regens - in Glaubensleben, Studium und Freizeit.

Je mehr Gemeinschaftsgeist es bei den Ordensleuten und Priestern gibt, um so wirkungsvoller wird ihr Dienst. Von der Art, wie sie Gemeinschaft leben, wird es auch abhängen, ob mehr junge Menschen den Schritt zum Ordens- und Priesterberuf wagen. Dort, wo lebendige Konvente sind, dort, wo Seelsorger brüderlich Zusammenleben, dort, wo Priester und Laien in der Einheit des Leibes Christi zusammenstehen, dort gibt es auch die meisten Berufe!

Es ist mir eine ganz besondere Freude, diese Worte hier beim Gnadenbild der Gottesmutter von Mariazell an euch richten zu können. Als Mutter Gottes und Mutter der Kirche ist Maria in vorzüglicher Weise auch die Mutter derjenigen, die die Sendung ihres Sohnes in der Geschichte fortsetzen.

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