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Gegen die Musik

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Umstritten und neugierig machend ging die Aufführungsserie von Mozarts „La Clemenza di tito“ bei den heurigen Salzburger Festspielen zu Ende. Das Spiel von der großen Milde dieses römischen Herrschers als Apotheose auf aktuelle Herrschergüte gewinnt seinen Reiz aus bravourösen Arien und Duetten, aus kunstvollen Ensembles und Orchesterpartien.

Und gegen diese Mozartsche Musik, gegen Orchester-Wohlklang und, gekonnte Stimmenphrasierung haben Ursel und Karl-Emst-Herrmann die Geschichte von Herrschergunst und Frauenrache, Liebesschmachten und verschmähter Leidenschaft ins Bild gesetzt. Man sieht Szenen, die vielleicht in der neoklassizistisch ausgestatteten Villa italienischer Aristokraten angesiedelt sein könnten - und hört Mozart. Auch die kühle Schickeria-Ästhetik feit nicht vor dem völligem Mißlingen mancher Auftritte; etwa wenn Servilia auf einem unsichtbar bewegten schwarzen Schiff hereingezogen wird, oder wenn das römische Volk mit läppischem Zweigeschwingen der herrscherlichen Milde Titos huldigt.

Ann Murray ist ein Sesto mit überragender Gesangskultur, Daniela Dessi eine hochdramatische Vitellia, Elizabeth Norberg Schulz eine stimmsüße Servilia und Vesselina Kasarova ein bewegter Annio. Ben Heppner als Tito steht deren Stimmenglanz etwas nach. Dem Dirigier-Einspringer Gustav Kuhn könnte der Orchesterklang der Wiener Philharmoniker etwas weniger rauh gelingen.

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