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Gegen die Patrone

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Die magische Zahl heißt 25; doch das Timing muß trotzdem gestaffelt werden, wenn auch sonst beinahe alles parallel läuft. Es ist hier von den Gemeinderatswahlen die Rede, die am 25. Februar in Graz und am 25. März in Klagenfurt über die Bühne gehen. Und wenn bei den Wahlvorbereitungen fast alles gleichartig vor sich geht, so deshalb, weil in beiden Städten ein derzeit im Landtag amtierender ÖVP-Spitzenkandidat die absolute Rathausmehrheit der SPÖ brechen soll.

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Die magische Zahl heißt 25; doch das Timing muß trotzdem gestaffelt werden, wenn auch sonst beinahe alles parallel läuft. Es ist hier von den Gemeinderatswahlen die Rede, die am 25. Februar in Graz und am 25. März in Klagenfurt über die Bühne gehen. Und wenn bei den Wahlvorbereitungen fast alles gleichartig vor sich geht, so deshalb, weil in beiden Städten ein derzeit im Landtag amtierender ÖVP-Spitzenkandidat die absolute Rathausmehrheit der SPÖ brechen soll.

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Schwierige Aufgaben stehen dem von Landeshauptmann Krainer sen. entdeckten ehemaligen Landesparteisekretär der steirichsen ÖVP, LAbg. Franz Hasiba, und dem ehemaligen Nationalrats- und seit 1970 Kärntner Landtagsabgeordneten Leopold Guggenberger bevor, die der ÖVP zu mehr Gewicht in den beiden Gemeindestuben verhelfen sollen, in denen die Volkspartei bislang durch eine jeweils nicht gerade aufregende Mannschaft vertreten ist. Daß es in Graz wie in Klagenfurt trotzdem nicht einfach war, die VP-Kandida-tenlisten um etliches attraktiver werden zu lassen, ist schon eher der einschlägigen Tradition als anderen Gründen zuzuschreiben.

Hasiba und Guggenberger, die beide erst während der letzten Legislaturperiode zu Stadtparteiobmännern gewählt wurden, hoffen trotzdem, genug Dynamik ausstrahlen zu können, um bei der entscheidenden Gruppe der problembewußten Wechselwähler Anklang zu finden. So tagten in beiden Städten seit gut einem Jahr verschiedenste Gremien, um den gedanklichen Rohstoff für Arbeitsprogramme zu liefern, die den Weg zu einer modernen und problemadäquaten Kommunalpolitik weisen sollen, wie sie von den VP-Denkern der jüngeren Generation um Erhard Busek und Sixtus Lanner seit einiger Zeit postuliert wird.

In Graz wurde als Produkt dieser kommunalen Denkarbeit ein buchdickes Stadterneuerungskonzept der nun erst dafür zu interessierenden Öffentlichkeit präsentiert, dessen geistiger Vater in erster Linie der Architekt und Hochschulassistent Helmut Strobl ist. Die in Klagenfurt ausgeworfenen Denkprodukte formte der ÖDK-Vorstandsassistent Doktor Fritz König (zum Unterschied von Strobl ein künftiger Gemeinderat) zu einem etwas dünneren Programm, das nach seiner offiziellen Veröffentlichung ebenfalls in interessierten Kreisen für manchen Effekt gut sein dürfte und überdies der Tatsache auf sehr konkrete Weise Rechnung trägt, daß durch die mit 1. Jänner 1973 vollzogene Gemeindezusammenlegung in ganz Kärnten aus Klagenfurt ein für Raumplaner völlig neues Gebilde geschaffen hat.

Trotz neuen und sicher nicht unpopulären Spitzenkandidaten, besseren Kandidatenlisten und beachtlichen Arbeitsprogrammen ist es noch schwer abzusehen, wieweit sich das Wahlvolk von der „neuen ÖVP“ beeindrucken lassen wird, zumal mit dem seit 13 Jahren amtierenden Eggenberg-Spaziergänger und meisterlichen Händeschüttler Scherbaum und dem seit 15 Jahren auf dem höchsten Stadtsessel sitzenden Sima-Unfreund Außerwinkler von der SPÖ zwei Bürgermeister gestellt werden, denen man nicht vorwerfen kann, daß sie es an Popularität fehlen lassen.

Dazu wird man sich aber auch noch die Frage stellen müssen, wieweit diese Stadtwahlen auch in den beiden Städten unmittelbar entschieden werden, oder ob die Landes- und Bundespolitik den Wahlergebnissen einen unübersehbaren Stempel aufdrücken könnte.

In der Steiermark werden die Grazer Gemeinderatswahlen jedenfalls auch als Stimmungsbarometer für die neue ÖVP-Landesmannschaft dienen können, mit der Hasiba absolut identifiziert werden muß.

In Kärnten, wo am 25. März im ganzen Land neue (bzw. wieder alte) Männer in die Gemeindestuben gewählt werden, ist es sicherlich nicht absolut auszuschließen, daß der Ortstafelkonflikt und die bei der Bevölkerung bisweilen sehr allergisch aufgenommene Gemeindezusammenlegungswelle der (überall) absoluten Mehrheitspartei um Sima und Außerwinkler ein wenig schaden könnte.

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