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Gegen Wien allzeit gerüstet

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Malaisen der Bundes-ÜVP sind jenseits des Semmerings kaum je verstanden worden: Auch heute ist die Organisation der Volkspartei in der Steiermark intakt, und die Wiener Ereignisse werden eher mit Kopfschütteln betrachtet.

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Malaisen der Bundes-ÜVP sind jenseits des Semmerings kaum je verstanden worden: Auch heute ist die Organisation der Volkspartei in der Steiermark intakt, und die Wiener Ereignisse werden eher mit Kopfschütteln betrachtet.

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Erst bei der letzten Budgetdebatte im steirischen Landtag hart die ÖVP wieder aggressiven Schwung bewiesen, im Gegensatz zu den früheren Jahren seihen sich die Sozialisten in die Verteidigungsroillle gedrängt. Am Grazer Karmeflliterplatz in der Par- teizentrale der Volkspartei arbeitet unter dem Landesparteisekretär Franz Hasiba ein junges Team, das immerhin von sich behaupten kann, vierzehn Tage nach der Nationalrats- wahl die Landtagswahlen gewonnen zu haben. Ein Spitzenkandidat wie Josef Krainer allerdings hat eine solche Aufgabe erleichtert.

Dieses Team der ÖVP kommt zum Teil aus „halblinken” Studenten- organisati-onen. Junge Männer, die früher auf Hochschulboden lauthals auf die ÖVP geschimpft haben, sind heute in der Partediadministration tätig. Ein junger Mann, der den Initiatoren des Volksbegehrens zur Abschaffung des Bundesheeres mehr als nahe steht, beschäftigt sich nun mit der kommunalpolitischen Schulung von ÖVP-Bürgermeistem.

In der Jungen ÖVP, der Nachwuchs- organisation der Volkspartei, scheint man leicht verärgert. Dort ist man der Ansicht, daß sich das ö VP-Team auch aus Mitgliedern der Parteijugend hätte zusammensetzen können und nicht ausgerechnet aus Außenstehenden. Man ist im abgelaufenen Jahr 1970 in der Steiermark in jeder Hinsicht neue Wege gegangen. So wurden vor der Landtagswahll erat- mails Vorwahlen durchgeführt, um zu ermitteln, wie die Kandidaten für Nationalrat und Landtag bei der Bevölkerung ankommen. Natürtlich besteht bei solchen Vorwahlen die Gefahr ‘der Manipulation. Hier will man aber weitertun und die innerparteiliche Demokratisierung vorantreiben. Zahlreiche neue Gesichter sieht man aber auch im Landtag. Einer der Meistbeschäftiigten ist der Ärztekammerpräsident Dr. Piaity, ein Landtagsneuling, der im Rahmen der Budgetdebatte nicht weniger als fünfmal das Wort ergriffen hat. Da er sehr hart und mlirt ätzender Schärfe formuliert, hagelte es während seiner Debattenbeiträge Zwischenrufe von links -und von der Landjugend.

„Kronen-Zeitung” ante Portas

Die SPÖ befindet sich seit dem Tode des ersten Landeshauptmannistell- vertreters Dr. Schechner in einer -neuen Situation. Schachner war es gelungen, nationale Kreise für die SPÖ zu gewinnen. Der neue Landes- hauptmannstefll Vertreter Sebastian, der eher vom marxistischen Flügel der Partei kommt, dürfte sich bei diesen Kreisen kaum Chancen ausrechnen. Noch unsicher ist aber auch der neue Lanriesfinianizrefenent Dok tor Kiauser, der sich bei seinem ersten Budget persönlich bemüht hat, die Richtlinien seines Vorgängers auszuführen.

Und der freiheitliche Parteiobmann Dr. Götz scheint sich unfreiwillig auf einen Platz zwischen zwei Stühlen manövriert zu haben. Auf der einen Seite entstammt er jenem bürgerlichen Flügel der FPÖ, der eher eine Zusammenarbeit mit der Volkspartei sucht, auf der anderen Seite aber hat man bei der Landtaigsdebatte über das Landesbuüget 1971 deutlich gespürt, daß er bemüht war, dem Bundestrend -seiner Partei zu entsprechen.

Durch die Ankündigung einer Steier- markausgabe der „Kronen-Zeitung”

list übrigens auch der Grazer Presse- markt in Bewegung gekommen. Die „Kronen-Zeitung” hat bereits ein .Redaktionsteam aufgebaut. Die Zeitungen engagieren einander gute Kräfte ab und vor allem in der Redaktion der „Kleinen Zeitung” fürchtet man die Konkurrenz des Wiener Kleinformates.

Die Reaktion der Politiker und Meinungsmacher zu Jahreswechsel in der Steiermark ist gegenüber der Bundespolitik daher eher abwartend, man steht Gewehr bei Fuß — und glaubt auf alles, was aus Wien kommt, vorbereitet zu sein.

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