6925724-1982_10_11.jpg
Digital In Arbeit

Gegenbeispiel

Werbung
Werbung
Werbung

(Volkstheater in den Außenbezirken, Wien; „Woyzeck" von Georg Büchner) Hoffentlich finden viele Burgtheaterbesucher nach „Dantons Tod" auch den Weg an den Stadtrand. Dem problematischen Großunternehmen des reichen Staatstheaters stellt Regisseur Herbert Kreppel ein Beispiel dafür entgegen, was man mit guten Schauspielern, aber minimalen materiellen Mitteln machen kann.

Freilich — das Volkstheater hat in Peter Vilnai einen Darsteller, wie geschaffen für den aufmuk-kenden, um Verstehen seiner Situation ringenden Woyzeck.

Büchner ließ den „Woyzeck" als Fragment zurück, als er, 23 Jahre alt, am Typhus starb. Doch „Woyzeck" läßt die Frage müßig erscheinen, ob Danton nun als revolutionäres Stück oder das Gegenteil davon geplant war, denn er macht Büchners Haltung deutlich: Liebe, Mitleid, Engagement für die wehrlose, geschundene Kreatur.

Ein armer Soldat tötet seine untreue Geliebte, das ist alles. Aber wie subtil der auf ihn ausgeübte Druck gezeigt wird, wie Büchner die Wurschtigkeit eines Hauptmanns (Walter Langer) zeigt, den Zynismus eines Arztes (Viktor Gschmeidler), der wie ein Vorfahr experimendierender NS-KZ-Ärzte anmutet, die hilflose Getriebenheit einer Frau (Brigitt Swoboda), das ist atemberaubend gegenwärtig.

Die Idee, alle gerade unbeschäftigten Darsteller zuschauen zu lassen, hat Tücken, doch die Aufführung ist sehenswert.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung