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Gegenreformation

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Vor genau 400Jahren, im Jahr 1589, übernahm der spätere Wiener Bischof und Kardinal Melchior Klesl die zwei Jahre zuvor errichtete amtliche Reformationskommission und führte als „Reformationskommissar“ die zur Niederwerfung des Protestantismus bestimmten Aktionen im Land unter der Enns durch.

„Die Strenge der Gegenreformationsmaßnahmen spiegelt sich noch heute in der Drohung ,Ich werd' dich schon katholisch machen'“, liest man dazu im Österreich-Lexikon. Die historische Lektüre empfiehlt sich, seit es in der Erzdiözese Wien als erstem Bistum der Welt eine eigene „ Glaubenskommission“ gibt, die Erzbi-schofGroerin allen Glaubensfragen beraten soll.

Der Melchior Klesl von 1989 heißt Kurt Krenn. Die Kommission ist wohl als eine Art diözesaner Filiale der vatikanischen Glaubenskongregation gedacht, die Kardinal Ratzinger leitet.

Von einem Statut mit näheren Zielsetzungen weiß man noch nichts. Die Einsetzung ist wieder einmal über Nacht, ohne Konsultation oder auch nur Information von Diözesangre-mien, erfolgt.

Weihbischof Krenn als Au-stro-Ratzingex:Das Unbehagen wächst. Nichts gegen ein Bemühen um Klarheit in Glaubensfragen. Aber im Zusammenhang mit anderen Maßnahmen der jüngsten Zeit - Katholische Hochschulgemeinde, Wiener Priesterseminar, Kunst- und Kulturrat -schmeckt das Ganze doch fatal nach Zensur und Gegenreformation. Die Christen der Ära von Kardinal König sollen offenbar „wieder katholisch gemacht werden“.

Daß dem Vatikan die Personalpolitik in diesem Fall entscheidend erscheint, ist längst deutlich geworden. Es werden nur noch Bischöfe eingesetzt, von denen man in Rom erwartet, daß sie auch dort kein Wörtchen des Widerspruchs riskieren, wo der Papst ohne Inanspruchnahme des Unfehlbarkeitsdogmas lehrt. Diese Bischöfe bestellen ihrerseits in diözesane Gremien uberwiegend ähnlich strukturierte Personen und versagen zunehmend auch von zuständigen Kirchengremien nominierten Kandidaten ihre Zustimmung.

Daß davon auch Personen betroffen sind, die ihr ganzes bisheriges Leben in den (meist ehrenamtlichen) Dienst der Kirche gestellt haben, spielt keine Rolle.

Das ist traurig. Es bringt die Kirche um wertvolle Mitarbeiter und schwächt ihr Ansehen, aber auch ihre Entfaltungskraft, die auf Widerspruch und liebevolle Kritik ebenso wie auf Gehorsam und Demut angewiesen ist.

Wenn Bischof Krenn nun noch katholischen Journalisten mit Bevollmächtigungslizenzen droht, steht uns (und ihm) ein heißer Herbst bevor.

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