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Geheimnisvolles Wissen

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Vor dreißig Jahren starb in New York der österreichische Erzähler Hermann Broch, wenige Tage ehe er aus dem Exil nach Wien zurückkehren wollte.

Er hatte als Mitarbeiter von Ludwig Fickers Zeitschrift „Der Brenner“ begonnen. In seiner Romantrilogie „Die Schlafwandler“ hatte er drei Etappen jener geschichtlichen Entwicklung gestaltet, die er als den „Zerfall der Werte“, als einen unaufhaltsam scheinenden Prozeß des Sinnverlustes durchschaute, dargestellt an den drei Stationen der Jahre 1888, 1903 und 1918,dieer unter den Denkbildern „Romantik“, „Anarchie“ und „Sachlichkeit“ anschaulich machte.

Er erkannte die Ursache dieses Verfalls im Fehlen eines für alle verbindlichen obersten Wertes, wie ihn das Mittelalter noch besessen hatte, und er hoffte auf einen Dichter, der „die Werte wieder um ihr Glaubenszentrum scharen“ würde.

Alles, was Broch geschrieben hat, seine Dichtungen „Der Tod des Vergil“, der Roman „Der Versucher“ (jetzt „Die Verzauberung“), der Roman in Novellen „Die Schuldlosen“, sowie seine Essays, kreist um dieses eine entscheidende Problem, das unser aller Schicksal ist.

Eine seiner Figuren, Mutter Gisson, gibt die Antwort: „All das geheimnisvolle Wissen, nach dem wir fahnden, ist nichts als ein schlichtes Wissen um das menschliche Herz... Deine Liebe sei ohne Grenzen... jene Liebe, zu der die Welt wieder zurückkehren muß, wenn sie überhaupt weiterbestehen will. Verliere keine Zeit!“

Das ist der Ruf, der an uns alle ergeht.

Das ist die zeitlose Botschaft des Dichters Hermann Broch.

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