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Geist der Intoleranz abbauen

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Der Grad der (Un)moral einer Gesellschaft läßt sich an ihrem Verhalten gegenüber Minderheiten ablesen. Wie (un)moralisch ist dann unsere Gesellschaft? Eine Frage, die — wohl zum Glück für Österreich — beim Kongreß des Internationalen Verbandes zum Schutz bedrohter Minderheiten vom 24. bis 27. Juli in Klagenfurt unbeantwortet blieb.

Der Klagenfurter Historiker Günther Hödl rief in seinem Eröffnungsreferat eine Selbstverständlichkeit in Erinnerung: Er betonte, daß der Beitrag der kleinen Völker zur menschlichen Kulturgeschichte besonders wertvoll ist und das menschliche Dasein immens bereichere.

Dennoch: Lippenbekenntnisse in dieser Richtung gäbe es genug, aber die Kultivierung des Zusammenlebens zwischen Mehrheit und Minderheit — da liege vieles im argen.

Der österreichische Gebietssekretär des Verbandes, Franci Zwitter, wurde konkret: Die rechtliche Stellung der Volksgruppen in Österreich sei keineswegs derart vorbildlich, wie man dies von offizieller Seite immer wieder darzustellen versuche.

Den Kärntner Slowenen etwa bereite nach wie vor die geplante Neuregelung des zweisprachigen Volksschulwesens, die auf eine ethnische Trennung der Kinder hinausläuft, ernste Sorgen. Auch die Kroaten im Burgenland hätten mit einem schmerzhaften Identitätsverlust zu kämpfen. In der weitaus schwierigsten Lage befänden sich die tschechischen und slowakischen Volksgruppen in der Großstadt Wien, konstatierte Zwitter.

Resümee des Kongresses: Die Minderheiten leben lassen im Sinn von „in Ruhe lassen“ ist zu wenig. Noch immer verhindern Chauvinismus, Berührungsängste, eine falsche Heimatideologie und Intoleranz ein aktives Engagement für die bedrohten Minderheiten. Gesetze allein reichen nicht aus. Der Geist muß mittun.

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