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Geld fließt aus vielen Quellen

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Gerade nach dem Start drückt viele Jungchefs die Sorge ums Geld. Eine Reihe staatlicher Förderungen und günstiger Bankkredite ermöglichen einen optimalen Finanzplan.

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Gerade nach dem Start drückt viele Jungchefs die Sorge ums Geld. Eine Reihe staatlicher Förderungen und günstiger Bankkredite ermöglichen einen optimalen Finanzplan.

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Die Finanzierung ist bei Betriebsneugründungen ein Punkt, in dem sich Fehler nicht sofort bemerkbar machen, aber gravierende Auswirkungen in der Zukunft haben können.

Die Erfahrung zeigt, daß viele Betriebe, die in den ersten drei Jahren wieder zugesperrt werden mußten, falsch oder unterfinanziert waren. Tügungen und Zinsen für Kredite konnten nicht mehr erwirtschaftet werden, die Zahlungen für Strom, Miete, Arbeitnehmer, eigene Versicherungen etc. nach Betriebsgründung wurden falsch eingeschätzt.

Es lohnt sich also, bei den Überlegungen „Woher das Geld nehmen?“ viel Zeit zu investieren. Nicht nur, um möglichst viele Geldhähne ausfindig zu machen, sondern um sich einen maßgeschneiderten Finanzplan für die Zeit der Gründung und auch nachher erstellen zu lassen.

Wieviel Startkapital man braucht, ist natürlich von Branche zu Branche verschieden. Wer selbst schon Überlegungen anstellen will, bevor er sich an die Finanzexperten der Banken oder Kammern wendet, kann beim Institut für Gewerbeforschung bzw. Institut für Handelsforschung (diese und nachfolgende Kontaktstellen siehe Adressenkasten) Informationen einholen.

Diese Institute erstellen sogenannte Branchenspiegel. Aufgrund von Erfahrungswerten bereits bestehender Betriebe wird

Ihr voraussichtlicher Finanzbedarf errechnet. Auf Wunsch analysieren diese Institute auch die Bilanzen von bevorstehenden Betrieben, sofern man einen übernimmt. In dieser Planungsphase helfen auch die wirtschafts- und handelspolitischen Abteilungen der Kammern bzw. die Banken.

Als nächstes stellt sich die Frage: Woher das Geld nehmen? Grundsätzlich bieten sich drei Geldquellen an:

• Erspartes und private Geldgeber (Freunde, Verwandte);

• Förderungsaktionen von Bund, Ländern und Gemeinden;

• Bankkredite zu günstigen Konditionen ohne Förderung.

Hier machen viele junge Gründungswillige einen gravierenden Fehler. Sie verbrauchen zunächst ihr eigen erspartes oder privat geborgtes Geld und denken erst dann an öffentliche Förderungen, wenn diese Geldquellen schon zu versiegen beginnen.

Das bringt unter Umständen Schwierigkeiten. Denn die meisten Förderungen laufen unter dem Motto „Entweder gleich oder gar nicht“. Das heißt, nachgereicht kann nicht mehr werden.

Was hier so hart klingt, hat einen einfachen Hintergedanken. Investitionen sollen nicht mit Hilfe der „Schattenwirtschaft“ durchgeführt werden. Daher muß schon eingereicht werden, bevor man Investitionen tätigt. Kostenvoranschläge etc. müssen vorgelegt werden.

Das Netz der öffentlichen Förderungen ist nicht leicht zu durchschauen. Allein auf Bundesebene gibt es 36, in den Bundesländern zwischen je 15 und 20 verschiedene

Förderungsaktionen, die auch kombiniert werden können. (Zwei der gängigsten Aktionen auf Bundesebene, die auf Betriebsneugründungen und -übernahmen zugeschnitten sind, siehe Kasten.) Der öffentliche Geldsegen reicht von der Gewährung von Zinszuschüssen über die Übernahme von Haftungen bis zu billigen Krediten.

Die Aktionen sind meist an Auflagen geknüpft wie ausreichende bankmäßige Sicherheiten oder Eigenkapitalanteile, was verständlich ist sowohl im Interesse des Steuerzahlers, der diese Aktionen schließlich finanziert, als auch im Interesse des Jungunternehmers. Der geforderte Eigenmittelanteil liegt meist zwischen 20 und 30 Prozent. Man kann auch diese wiederum mit Krediten finanzieren, aber die hundertprozentige Fremdfinanzierung, die dabei entsteht, wird von den meisten Finanzexperten abgelehnt. Das ganze Unternehmen steht sonst auf tönernen Füßen.

Eigenkapital nötig

Auch generell kann man über das optimale Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital in' einem Betrieb keine Patentrezepte anbieten. Je risikoärmer eine Branche ist, desto geringer kann der Anteil an Eigenkapital sein. Die Vorgaben bei Förderungen gelten aber allgemein als gute Richtsätze.

Auf Bundesebene stehen den Jungunternehmern Förderungen durch die Bürgschaftsfondsges. m. b. H. sowie im Fremdenverkehr (als spezielle Branchenförderung) die österreichische Hotel- und Fremdenverkehrstreuhandges. m. b. H. zur Verfügung. (In beiden Fällen ist auch das Handelsministerium die erste Kontaktstelle.)

Wer sich im Bereich der Hochtechnologie selbständig machen wül, wo man meist sehr viel Anfangskapital braucht, wendet sich am besten an die Investitionskredit AG und die Beteiligungsf inan-zierungs AG. Jedes Bundesland hat noch ganz spezielle Betriebsgründungsprogramme. Wichtig ist daher eine entsprechende Beratung bei den Kammern oder Banken, wie man am besten sein Eigenkapital einsetzt und welche Förderungen man in Anspruch nehmen soll. Meist ergibt eine

Kombination von beiden die optimale „Finanzspritze“ für Betriebsgründungen.

Da vor fast alle Unterstützungsaktionen der öffentlichen Hand die Banken geschaltet sind, sind sie auch die beste Kontaktstelle. Sie helfen auch bei der bürokratischen Abwicklung Ihres Antrages, der meist ein halbes Jahr vor der beabsichtigten Investition eingereicht werden muß.

Wer die geforderten Auflagen bei staatlicher Hilfe — wie ausreichende bankmäßige Sicherheiten oder den Eigenkapitalanteil -nicht erbringen kann oder aus einem gewissen Freiheitsdenken auf derlei Förderungen verzichtet, hat die Möglichkeit, „normale“ Kredite der Banken in Anspruch zu nehmen (wie z. B. Betriebsmittel- und Investitionskredite, Darlehensfinanzierung, Leasing etc.).

Die meisten Kreditinstitute haben schon ein spezielles Wirtschaftsservice für Jungunternehmer eingerichtet.

Da die meisten Kreditaktionen unter den verschiedensten Bezeichnungen laufen, empfiehlt sich eine entsprechende Information nicht nur bei der „Hausbank“, sondern auch bei der Konkurrenz.

Bei Betriebsgründungen sind die Banken noch immer die besten Darlehensgeber, ob mit geförderten oder banküblichen Aktionen. Vorsicht ist auf j eden Fall geboten vor obskuren Kreditvermittlern, die mit schnellem und unbürokratischem Geldregen locken.

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