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GEMÄLDE FÜR DIE MITARBEITER

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Die Raiffeisen-Versicherung startete 1987 ein umfassendes Kunstförderungsprogramm. Dieses Kunstsponsoring umfaßt zwei Schwerpunkte, nämlich

- den Ankauf zeitgenössischer österreichischer Malerei und Grafik, also die Etablierung einer eigenen Sammlung,

-das Ausschreiben eines Wettbewerbes mit dem Thema „Malen wir übers Leben", der als Ergänzung zum Werbeslogan „Reden wir übers Leben" zu sehen ist.

Aus diesem Wettbewerb, der von Oktober 1987 bis Februar 1988 lief, nahmen über 500 Künstler aus Österreich mit 1.350 Arbeiten teil. Die Malereien und Grafiken in allen Techniken beeindruckten durch einen überdurchschnittlich hohen Qualitätsgrad.

Nach Beendigung des Wettbewerbs „Malen wir übers Leben", dem das Gedicht „Flucht in die Reinheit" von Wolfgang Bauer zugrunde lag, fanden in den Raiffeisenlandesbanken der einzelnen Landeshauptstädte Ausstellungen mit den Siegern und den Neuerwerbungen für die „Sammlung Raiffeisen-Versicherung" statt.

Seitherhat die Raiffeisen-Versicherung zahlreiche Werke österreichischer Künstler angekauft, die in den Jahren 1980 bis 1990 entstanden sind, denn hier liegt der Schwerpunkt der Sammlung.

Mit dem Einzug in das neue Verwaltungsgebäude der Raiffeisen-Versicherung am Schwarzenbergplatz 11 sind die Grundideen des Sponsoringprojektes um eine wichtige Komponente erweitert. Alle Exponate der Sammlung sind im Haus aufgehängt, um einem breiteren Publikum den Zugang zu ermöglichen.

Was waren, beziehungsweise sind, die Grundideen für das Kunstsponsoring-Projekt der Raiffeisen-Versicherung?

Uberwog einst das Mäzenatentum, in dem die ideelle Anerkennung seitens der unterstützten Kunstform ausreichte, so hat sich in der Bezeichnung „Sponsoring" eine instrumenteile Form der Kunstförderung entwickelt, die auf untemehmenspoliti-sche Zielsetzungen abgestimmt ist.

Wie ein Unternehmen Kunst sponsert, hängt von seiner Untemehmens-philosophie ab.

Auch das ökonomische Umfeld spricht für eine wachsende Bedeutung des Sponsoring. Für Unternehmer gilt es, öffentlich erfolgreich aufzutreten und sich entsprechend am Markt zu positionieren. Auch sollte das Produkt des Sponsorings in und für das Unternehmen passen. Es sollte auch eine gute Wechselwirkung zwischen Wirtschaft und Kunst gegeben sein. Sponsoring kann auch zu einem verbesserten Image und Be-kanntheitsgrad verhelfen, wenn das in der Kommunikationsarbeit ein Fixpunkt ist.

Natürlich kann dies nur durch eine langfristige Strategie erreicht werden, denn nur so kann sich der Erfolg auf das Unternehmen auswirken. Weiters kann und wird Sponsoring nur von und für wirtschaftlich gesunde Betriebe möglich sein.

In Österreich hat man sich seit langem daran gewöhnt, daß der Staat die Kunst fördert. Erst in den letzten Jahren unterstützen immer mehr Wirtschaftsbetriebe, aber auch Privatpersonen, Kunst und kulturelle Aktivitäten. Bereits Oscar Wilde wußte von der Wechselwirkung zwischen Geld und Kunst, denn „wenn Banker zusammentreffen, reden sie über Kunst, wenn sich Künstler treffen, reden sie über Geld!"

Die Verpflichtung gegenüber der Kunst im Banken- und Versicherungsbereich entspricht vielfach einer ge-sellschaftsorientierten Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl. Die künstlerische Ausstattung und Gestaltung von Geschäftsräumen und -ge-bäuden dient vielfach auch als ein Beitrag zur Prägung und Identifikation des Gemeinwohls und Stadtbildes.

Gerade in den öffentlich zugänglichen Räumen, wie zum Beispiel Kundenbüro, Ausbildungszentrum, Vorstandsetagen und Stiegenhäuser, haben sorgfaltig ausgewählte Kunstwerke auch die Aufgabe der Repräsentation. Aber nicht nur der Kunde, sondern vor allem der Mitarbeiter soll sich in seiner Umgebung, also in seiner täglichen Arbeitswelt, wohlfühlen. Vom Aspekt der internen Kommunikation her wird bestätigt, daß künstlerisch ausgestaltete Räume auf jeden Fall ein besseres Klima erzeugen, als jene, die nur der nüchternen Zweckmäßigkeit dienen.

Dieses neue Selbstverständnis der Wirtschaft kann der Kunst nur förderlich sein. Da Wirtschaft von Menschen geprägt ist, müssen diese erst die Wechselbeziehung, die zwischen Wirtschaft und Kunst besteht, verstehen lernen, um sie in ihr eigenes Handeln und Denken einzusetzen.

Beim reinen Mäzenatentum bedeutete dies für die Kunst, also für die Künstler, eine Möglichkeit zu experimentieren. Dies hatte natürlich auch einen gewissen Einfluß auf die Wirtschaft, aber nicht in jenem Ausmaß, wie es durch das moderne Sponsoring der Fall ist.

Bei der österreichischen Kulturförderung werden fast 50 Prozent in die bildende Kunst investiert.

Der Autor ist Generaldirektor der Raiffeisen-Versicherung AG.

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