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Gene und Viren als Krebsauslöser ?

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Das große Interesse, das der Biochemie mit ihren erstaunlichen Werkzeugen der Zellkernmanipulation in zunehmendem Maße entgegengebracht wird, hat auch die Krebsgrundlagenforschung um einige Schritte weitergebracht: verschiedene Arbeitsgruppen meldeten in den vergangenen Monaten Neues von Krebsgenen und Krebsviren.

• An der Universität von Minnesota verfeinerte das Team um Jorge Yuni die Technik der Sichtbarmachung (des „Kartie- rens“) von Erbmasse auf die zehnfache Deutlichkeit. Das Resultat: alle bisher untersuchten Zellen von Krebspatienten wiesen Chromosomen- Fehler auf, während nach den bisherigen Methoden Fehler immer nur bei einem Teil der untersuchten Patienten nachgewiesen werden konnten. Yuni ist überzeugt, daß diese Resultate zu verallgemeinern sind, und tatsächlich bei jedem krebskranken Menschen ganz bestimmte Fehler Vorkommen, die Rückschluß auf Krebsart und Krankheitsverlauf zulassen.

„Wenn Yuni recht hat“, so die britische Fachzeitschrift „New Scientist“, „ist seine verfeinerte

Chromosomen-Analyse nur einen Schritt davon entfernt, die etwa 300 Mutationen festzustellen, die alle bekannten. Krebsarten ausmachen.“

• Noch weiter treiben drei andere Arbeitsgruppen in den USA ihre „Krebs-Gen-Idee“: die

Agentur „Newsday“ meldet, daß im Cold Spring Laboratorium (Long Island, New York), im Massachusetts Institute of Technology und am Sid- ney Färber Krebsforschungsinstitut (Boston) aus der Erbmasse von Krebszellen Gene isoliert

werden konnten, die in gesunden Kulturen von Mäusezellen Krebs auslö- sen. Also Fehler in den Chromosomen, die Krebs entstehen lassen.

Als bemerkenswert bezeichnet Michael Wigler (Cold Spring Harbor) die Tatsache, daß für zwei verschiedene Krebsarten ein und dasselbe Gen entdeckt worden sei.

• Keineswegs neu ist die Theorie, daß Krebs von Viren ausgelöst sein könnte. Bis dato fand man aber solches nur bei Tieren, beim Menschen hingegen fand man nur in einigen

Fällen ein gemeinsames Auftauchen von bestimmten Krebsarten mit bestimmten Virusinfektionen. Jetzt hat man im Laboratorium für Zelltumorbiologie am Nationalen Krebsinstitut in den USA und an der Universität von Kyoto in Japan bei einigen Leukämiepatienten einen spezifischen Virus und seinen Antikörper (die körpereigene Abwehr gegen die betreffende Infektion) entdeckt.

Zwar, so Laborleiter Robert Gallo in einem Gespräch mit der „Washington Post Agentur“, „können wir noch nicht sagen, daß dieser Virus Leukämie auslöst, aber die Verbindung zwischen ihm und einer besonderen Art von Leukämie ist nachgewiesen“.

Weder ist der Gehalt der Meldungen ganz neu, noch sind diese widerspruchsfrei, aber so viel steht fest: Zusammenarbeiten und Zusammendenken zwischen den genannten Gruppen und ihren Ideen sollte die Grundlagenforschung zum Rätsel Krebs zum erstenmal seit vielen Jahren um ein saftiges Stück weiterbringen. Was vorerst jedoch auf die Behandlung der Krankheit sehr wenig Einfluß haben wird.

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