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Genie kontra Mittelmaß

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(Burgtheater, Wien; „Amadeus“ von Peter Shaffer) Denkmäler zu stürzen, ist Mode geworden, Peter Shaffers „Amadeus“ ist aber viel mehr als ein marktgerechtes Wühlen in den Schwächen des Wolfgang Amadeus Mozart, es dringt vielmehr tief in die stets aktuelle Spannung zwischen dem ungehobelten Genie und dem mittelmäßigen, aber „seriöser“ arbeitenden Künstler ein.

Der Mittelmäßige ist Antonio Salieri, der Gott als Händler und als nicht liebesfähig ansieht: Er bietet Gott ein tugendhaftes Leben an, wenn er dafür Ruhm erntet.

Das Genie ist Mozart. Ihm, dem „Amadeus“ (dem von Gott Geliebten), leiht Gott seine Stimme, obwohl er zum Unterschied und zum Mißvergnügen von Salieri in Sexual- und Fäkalkonversation schwelgt, mit seiner derb-infantilen Art in krassem Gegensatz zu seinem musikalischen Werk steht.

Salieri fühlt sich von Gott hintergangen und nimmt Rache an Mozart. Mit Waffen, die mitunter heute noch tödlicher sind als wirkliches Gift: Haß, Intrigen und Psy- cho-Terror.

Gegen Shaffers Darstellung von Mozart mag historisch manches (gegen jene von Kaiser Joseph II. vieles) einzuwenden sein, aber Dramatiker haben das Recht, historische Fakten zu überzeichnen und zu ändern, immer wieder - und nicht immer so packend wie Shaffer - genutzt.

Die Inszenierung von Peter Wood läßt nie Langeweile aufkom- men, Bühnenbildner Carl Toms setzt geschickt einen Spiegelhorizont ein.

Romuald Pekny als Salieri ist ein Theaterereignis, Michael Heltau entschärft durch Kasperlhaftigkeit den vulgären Mozart und gestaltet eindringlich den sterbenden. Auch die übrige Besetzung weist keinen schwachen Punkt auf.

Man kann nach diesem Abend Mozart sogar noch mehr schätzen als vorher. Der lebhafte Premierenbeifall drückte einen verdienten großen Pluspunkt für die „Burg“ aus.

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