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Genuß ohne Risiko

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Seit Beginn dieser Woche gibt es in Osterreich eine Möglichkeit zur Geldanlage, von der vor einem Jahr nicht einmal die forschesten Kapitalisten zu träumen wagten. Jeder Österreicher kann jetzt pro Jahr 40.000 Schilling in sogenannten Genußscheinen anlegen und diesen Betrag bei seiner Lohn(Einkom-men-) Steuer als Sonderausgabe geltend machen, wodurch sich seine Steuerbemessungsgrundlage im gleichen Ausmaß reduziert.

Für die nicht berufstätige Gattin dürfen nochmals 40.000 Schilling, für jeden Sprößling weitere 10.000 Schilling steuerlich abgesetzt werden. Außerdem sind alle Erträge der Genußscheine und ein späterer Verkaufserlös absolut steuerfrei. Und, auch nicht zu verachten, bei der Vermögensteuer gibt's einen zusätzlichen Freibetrag von 100.000 Schilling.

Mit steigendem Einkommen nehmen die Vorteile dieser Konstruktion zu. Wer einen Grenzsteuersatz (das ist jener Steuersatz, mit dem jeder zusätzlich verdiente Tausender besteuert wird) von 55 Prozent hat (und das ist bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von einer halben Million jedenfalls der Fall), holt sich schon im ersten Jahr mehr als die Hälfte des Anschaffungspreises vom Finanzminister zurück.

Für kleine Einkommen ist dagegen die Sache weit weniger lukrativ. Es tritt damit genau das ein, was bei der Sparförderung von der Regierung noch bis vor kurzem als unsozial bekämpft und abgeschafft wurde und schließlich zum Zusammenbruch des Systems geführt hat; nämlich, daß der Bezieher eines hohen Einkommens weit mehr aus dem Förderungstopf herausholen kann als ein Mindestrentner.

Offenbar wegen dieses Umstandes werden die Vorteile dieser neuen Kapitalanlagemöglichkeit von der Werbung ausnahmsweise einmal untertrieben. Die von den Banken genannte Nettorendite von 10 bis 19 Prozent dürfte eher die Untergrenze sein. Fast entschuldigend wird dann auch noch darauf hingewiesen, daß man für diese ungewöhnlich hohe Rendite eben auch Unternehmerrisiko tragen müsse (mit dem über die Genußscheine aufgebrachten Geld beteiligen sich die Fondsgesellschaften an Unternehmen).

Bei den jetzt ausgegebenen Genußscheinen dürfte sich dieses Risiko freilich in Grenzen halten: In den Fonds sind ausschließlich Unternehmen, deren Stellung, Größe und Bonität ihnen jederzeit die Beschaffung der vergleichsweise geringen Beträge auf dem Kreditwege möglich machen würde und die auf diesem verschlungenen Umweg über dem Steuertopf einfach ihre Geldbeschaffungskosten minimieren.

Sieht daru auch den Beitag Seite 23.

Auch im ländlichen Raum sind heute Infrastrukturinvestitionen erforderlich, wie hier am Beispiel der Kläranlage Mondsee illustriert wird. (Foto Gangl)

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