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Geradein Krisenzeiten: Langzeitdenken fördern

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Langfristigen Fragen stehen Österreichs Bürger meistens sehr gleichgültig nebeneinander. Was zählt, sind in der Regel die A ugenblickset folge. Und weil dem so ist, geben Politiker und auch die Wirtschaft den kurzfristigen Lösungen vieler anstehender Probleme den Vorrang.

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Langfristigen Fragen stehen Österreichs Bürger meistens sehr gleichgültig nebeneinander. Was zählt, sind in der Regel die A ugenblickset folge. Und weil dem so ist, geben Politiker und auch die Wirtschaft den kurzfristigen Lösungen vieler anstehender Probleme den Vorrang.

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Beispiele dazu gibt es in Fülle. Erinnert sei hier nur an die diversen Wahlgeschenke oder an die Entscheidungen in der Rentenpolitik, der Steuerpolitik, sowie an die in der Energie- oder aber auch an die in der Beschäftigungspolitik. Entscheidungen, die fast immer nur kurzlebigen Charakter hatten und leider immer noch haben. Aber nicht nur die Politik hat hier Fehler gemacht. Auch die Wirtschaft! So wurden beispielsweise gerade in den letzten Jahren in vielen Betrieben Investitionen getätigt, die zwar für den Augenblick gebraucht wurden, langfristig jedoch Uberkapazitäten verursachten, und die dann so unnötige Kosten mit sich brachten.

Oder aber es wurde überhaupt nicht investiert! Eben weil niemand in der

Lage war, aus einer langfristigen Unternehmensstrategie heraus zu analysieren, wo vielleicht in den nächsten 20 Jahren der Betrieb stehen könnte.

Und: - Da wurden Produkte neu entwickelt, ohne darüber nachzudenken, ob der Markt diese Produkte langfristig Uberhaupt verlangen würde.

Oder: - Es wurde weder auf die Konkurrenz im eigenen Land,vnoch auf die im Ausland geachtet, sondern es wurde einfach für die Gegenwart produziert, ohne dabei an die Zukunft zu denken!

Selbst in der Privatsphäre denkt der Mensch heute leider nur kurzfristig. So kommt es beispielsweise für ihn darauf an, jetzt, also heute, gut zu verdienen. Für ihn ist es unwichtig, ob er mit seinen Lohnforderungen vielleicht die Zukunftschancen der gesamten österreichischen Wirtschaft und damit langfristig sein Einkommen mitgefährdet.

Oder aber, ob er - weil vielleicht im Augenblick die Sparzinsen zu niedrig sind - seine Gelder kurzfristig ausgibt und nicht langfristig anlegt. Beliebig ließen sich diese Beispiele fortsetzen.

Langfristige Planung scheint vielfach unwillkommen. Doch die Rechnung dieser Versäumnisse wird auf jeden Fall und immer präsentiert. Gerade in Zeiten größter Unsicherheit nämlich ist eine Langfristplanung mehr als dringend notwendig. Denn nur durch sie läßt sich eine Strategie entwickeln, die - beispielsweise - auch den Wohlstand langfristig sichern kann!

„Langfristig denken - langfristig planen - langfristig entscheiden” das könnte ein guter, gemeinsamer Grundsatz der österreichischen Wirtschaft und der österreichischen Politik werden!

Aber, läßt sich ein solcher. Vorschlag überhaupt realisieren? Sind da nicht gerade die vielen, eben jeder Zukunft anhaftenden Unsicherheiten, die alle Prognosen immer wieder als falsch ausweisen und die so jede Zukunftsplanung zur Makulatur abqualifizieren?

Gewiß lassen sich diese unkontrollierbaren Variablen nicht leugnen. Aber sie lassen sich einschätzen und taktisch wie thematisch abgrenzen. Dazu ein Beispiel:

WenndieösterreichischeWirtschafts-politik verbindlich erklären, würde, daß sie in den nächsten fünf Jahren die Abschreibungsmöglichkeiten für alle Investitionen nicht ändert, so könnte demnach jeder Unternehmer mit dieser Aussage hervorragend arbeiten.

Aber selbst wenn die Abschreibungen geändert würden, so müßte die Wirtschaft nur langfristig wissen, wie und wann. Jede verbindliche, langfristig auszulegende Aussage - gleich ob gut oder schlecht - ist immer noch besser, als wenn mit kurzfristigen Ubcrra-schungsentscheidungen viel Unsicherheit in die Betriebe getragen wird.

Um langfristig planen zu können, braucht die österreichische Wirtschaft bestimmte Planungsvoraussetzungen. Es darf einfach nicht sein, daß sie immer wieder mit kurzfristigen Entscheidungen - man denke nur einmal an das letzte Abgabengesetz oder an die sogenannte Straßensteuer - überrascht wird.

Natürlich kann keine Regierung Aussagen für alle Zeiten machen, doch ganz gewiß läßt sich ein bestimmter Zeithorizont vorprogrammieren und abstimmen.

Zu jeder Langfristplanung gehört auch, daß man die Vergangenheit sehr genau unter die Lupe nimmt und eben aus dieser Vergangenheit einige Annahmen festlegt. Es gibt nun einmal recht plausible Erkenntnisse, die zwar variabel sind und schwanken, die aber dennoch berücksichtigt werden müssen.

Ein Beispiel dazu sind die jährlichen Lohnerhöhungen. Natürlich kann niemand genau sagen, wie hoch diese beispielsweise im Jahre 1982 sein werden, doch lassen sich gerade hier aus der Vergangenheit gute und strategisch wichtige Erkenntnise ziehen.

Sicherlich muß man in diesem Zusammenhang zugeben, daß beispielsweise die erste Ölkrise kaum zu planen war. Anders jedoch die zweite. Und es läßt sich einwandfrei beweisen, daß alle die Unternehmen, die nach der ersten Krise für die Zukunft entsprechend vorgeplant haben, mit den Erschwernissen der zweiten Krise erheblich besser fertig geworden sind.

Was aber soll nun praktisch geschehen?

Wie bereits gesagt, braucht die österreichische Wirtschaft zuerst einmal verbindliche Orientierungsdaten. Alles wäre nämlich zwecklos, wenn jede langfristige Planungsarbeit mit immer neuen „Überraschungen” belastet würde. Dabei sei hier an dieser Stelle betont, daß zu den „Überraschungen” nicht nur die der steuerlichen Art zählen, sondern ebenso die der gesetzlichen Auflagen.

Jede langfristige Planung aber braucht vor allen Dingen ein Ziel! Immer wieder zeigt sich bei einer gründlichen Befragung, daß viele Unternehmungen in Österreich gar nicht wissen, was sie überhaupt wollen.

Wollen sie beispielsweise mehr Wachstum oder eine bessere Rendite? Wollen sie den Export steigern oder aber vielleicht nur den Inlandsmarkt festigen? Kurz: - das Unternehmensziel muß immer der Ausgangspunkt aller Gedanken und Entscheidungen sein. Ohne ein solches Ziel festzulegen wäre jede langfristige Planung überflüssig.

Steht dieses Ziel fest, dann kann auch die dazu notwendige Strategie geplant werden. Natürlich immer unter der Voraussetzung, daß alle Aktivitäten dennoch von den realen Gegebenheiten abhängig sind.

Durch die langfristige Planung soll in erster Linie die wirtschaftliche Zukunft gedanklich vorgeformt werden, wodurch künftige Ergebnisse besser abzuwägen sind, und Entscheidungsalternativen besser aufgestellt werden können. Und: - künftige Krisen lassen sich dadurch mit Sicherheit besser meistern. Viele kleine und mittlere Betriebe in Osterreich arbeiten heute ohne ausreichend - auf die Zukunft abgestimmte -strategische Konzeption. Sie arbeiten somit unter vollem Risiko. Kaum daß sie auf Umwelt- und Marktprognosen achten, geschweige denn, daß sie durch eigene, langfristige Pläne auf gefährliche Eventualitäten vorbereitet sind.

Hier müssen sich die Kammern einfach -mehr als bisher aktiv einschalten. Aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, mit welch einfachen Mitteln gute Ergebnisse erzielbar sind. Motivieren und dann schulen. Vielleicht gewisse erbrachte Leistungen honorieren! Erklären und an Beispielen negative und positive Folgen aufzeigen. „Langfristig denken - langfristig planen - langfristig entscheiden” - ein Thema, über das mehr als bisher nachgedacht werden sollte...

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