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1.100 Milliarden Schilling haben die Österreicher gespart. Anders als früher gibt es in Osterreich also wirkliches und nicht nur Scheinvermögen, und das nicht konzentriert auf einige wenige, sondern breit gestreut. Bankkunden lassen vermehrt auch finanziell die Muskeln spielen; dementsprechend sind sie mit speziellen Veranlagungs- und Finanzierungsbedürfnissen in den Mittelpunkt der Marketingbemühungen aller Banken gerückt.

Das gilt auch für die bedeutendste Gruppe unter den Geschäftsbanken- Creditanstalt-Bankver-ein und Österreichische Länderbank AG. (Beide beschäftigen zum Beispiel mehr als die Hälfte der bei Aktienbanken tätigen Angestellten.) 355.000 Privatkundenkonten betreut die CA mit ihrem dichten Außenstellennetz mittlerweile in ganz Osterreich. Stark umworben werden auch — mitunter zum Leidwesen der Eltern — die Jugendlichen und Studenten, also die Kundschaft der Zukunft.

172,1 Milliarden Schilling in-und ausländischer Kunden verwaltet die Bank; die Spareinlagen allein betragen 44,2 Milliarden. Als große Kommerzbank spricht sie natürlich auch die institutionellen Großanleger an.

CA und Länderbank sind durch das „Erste Verstaatlichungsgesetz“ 1946 in das Eigentum der Republik Osterreich übergegangen. Durch Beteiligungen und entsprechende Konzernpolitik ist bei beiden Banken auch ein relativ hoher Grad an Verflechtungen erreicht worden.

Zur CA zählen unter anderen die Steyr-Daimler-Puch AG, die Maschinenfabrik Heid oder die Leykam-Mürztaler Papier- und Zellstoff AG. Bekannte Betriebe der Länderbank-Industriegruppe sind die Waagner-Birö AG oder die Perlmooser Zementwerke. An zahlreichen Kredit- und Finanzierungsgesellschaften, in- und ausländischen Banken sind die beiden Institute ebenfalls beteiligt.

Gegründet 1855, ist die CA die älteste Aktienbank mit internationaler Ausrichtung und gleichzeitig die größte Universalbank. Ihr ursprünglicher Auftrag lag in der Förderung von Industrie und Gewerbe. Ein Schwerpunkt ist das auch heute noch. Die Bank betreut aber auch 25.000 Privataktionäre, zu denen die Mehrheit ihrer Mitarbeiter gehört.

Zur CA-Ban-kengruppe zählen drei Regionalbanken, deren Zusammenarbeit mit Wien so charakterisiert wird: An der Kundenfront herrscht Konkurrenz. Beim Kapitalmarkt und im Dienstleistungsbereich wird versucht, die Kapazitäten zu poolen und eng zusammenzuarbeiten. So verfügen die vier über den sogenannten CA-3Banken-Beteiligungs-fonds, den Ven-ture-Fonds und die Management-B er a-tungs GmbH.

Der geschäftspolitische Schwerpunkt der Bank für Kärnten liegt nach eigenen Angaben in der Beratung und Betreuung der regionalen mittelständischen Industrie, des Handels und der Gewerbebetriebe. Die Bank für Oberösterreich und Salzburg — die größte Regionalbank Österreichs — hat eher eine starke Stellung im Privatkundenbereich. Die Bank für Tirol und Vorarlberg AG betreut schwerpunktmäßig die Exporteure dieser Bundesländer. Als Hauptkunden dominieren jedenfalls bei allen drei Banken der Handel, die Industrie und das Gewerbe. Superreiche Anleger oder Agrarwirtschaft sind kaum vertreten.

International expandierte die Creditanstalt durch die Eröffnung von Auslandsfilialen in London, New York und Hongkong und Repräsentanzen unter anderen in Moskau, Tokio und Dubai.

Auch die Länderbank agiert traditionell im Kommerzgeschäft und betreut schwerpunktmäßig Kunden aus Wirtschaft und Industrie. Besonders wirbt sie bei diesen auch mit ihren ausgebauten Kunden-Servicestellen. In Umwelt- und Technologiereferaten soll bei der Lösung von ökologischen Problemen organisatorisch und finanziell geholfen werden.

Relativ neu ist der „Corporate desk“ der Länderbank. Alle erforderlichen Informationen können nun an einem Schalter eingeholt werden; die Kunden sollen sich nicht mehr von einer Informationsquelle zur anderen durchfragen müssen. In diesem Sinn einer Intensivierung der Kundenbetreuung erhalten die Zweigstellen ebenfalls eine spezielle „Beratungszone“ für umfassende Kundenkontakte. Wer nur seinen Dauerauftrag ändern oder einen Scheck einlösen will, muß hingegen in die sogenannte „Schnellzone“ eilen.

Auch die Länderbank hat expandiert und besitzt Filialen in London und New York sowie Repräsentanzen in Peking, Singapur, Hongkong, Amman und seit heuer auch in Ost-Berlin.

Als eine im Privatbank-Stil geführte Kommerzbank versteht sich die Schoeller & Co Bankaktiengesellschaft. Mit Gründungsjahr 1833 ist sie auch eine der ältesten Banken. Während der ersten 100 bis 120 Jahre entsprach das Bankhaus Schoeller dem, was man in London eine Merchant Bank nennt. Das. heißt, über die Bankgeschäfte im engeren Sinn hinaus beschäftigte sie sich intensiv auch mit der Verwaltung industrieller Beteiligungen, mit Neugründungen und Fusionen. Im Zug der Zeit wurde 1979 auch Schoeller in eine Aktienbank umgewandelt.

Heute hat sie dreizehn Geschäftsstellen, davon fünf in Wien und acht im übrigen Bundesgebiet. Seit April dieses Jahres ist die Bank auch im Ausland durch einen Repräsentanten in Düsseldorf vertreten.

Schoeller hat eine bekannte Münzabteilung mit der Generalvertretung für die bedeutendsten Münzprogramme aus aller Welt, ebenso für die Olympia-Münzen. Die Bank bietet übrigens in- und ausländischen Sammlern ein hervorragend sortiertes Numismatiklager.

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