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Geschnitten, geätzt

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(Künstlerhaus, Wien 1., Karlsplatz 5; bis 2. Juli) Was zur Zeit im Künstlerhaus präsentiert wird, gehört eindeutig zum Besten und Interessantesten, was man in Wien je an Kunst des 20. Jahrhunderts zu sehen bekommen hat: Druckgraphik des Deutschen Expressionismus, ausgewählt vom New Yorker Kunsthändler Serge Sabarsky.

Der Deutsche Expressionismus ist im höchsten Maße gesellschaftskritisch und politisch und konnte so, vergleichbar einem wirklich guten beißenden Kabarett, nur in einem Ambiente, in dem Kunst mit Intellekt verknüpft war, entstehen. Auch die Zeit politischen Umbruchs kam ihm sehr entgegen. Die österreichische Ausprägung des Expressionismus, etwa bei Kokoschka, Gerstl und Hanak, wurde hingegen vielmehr vom ungestümen Gefühl getragen und erreichte nie die Härte und Schärfe des Deutschen.

Gerade das Medium des Holzschnittes erlaubt die Spontaneität und Schärfe der Linie und das harte Schwarz-Weiß, das die oft krassen Bildinhalte vermitteln kann. Die Radierungen ergeben feinere Differenzierungen, wie etwa bei den erstklassigen Arbeiten von Max Beckmann, Otto Dix, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Emil Nolde, Max Hermann Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff.

Anstelle der klassischen Zentralperspektive wurde oftmals die Draufsicht bevorzugt, wie dies besonders deutlich in Pechsteins „Russischem Ballett I" von 1912 und in „Unser täglich Brot gib uns heute" von 1921 desselben Künstlers zu sehen ist. Pechstein hat sich auch, wie seine großartigen Lithographien von Tanzenden aus dem Jahre 1912 zeigen, von den „Fauves" beeinflussen lassen.

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