6873979-1978_37_05.jpg
Digital In Arbeit

Gesellschaftsveränderung durch SPÖ stoppen!

19451960198020002020

Nach den Fraktionsführern von SPÖ und ÖVP, Heinz Fischer und Alois Mock, stellte sich auch der Klubobmann der Freiheitlichen Partei einem Gespräch mit der FURCHE, das Heiner Boberski führte.

19451960198020002020

Nach den Fraktionsführern von SPÖ und ÖVP, Heinz Fischer und Alois Mock, stellte sich auch der Klubobmann der Freiheitlichen Partei einem Gespräch mit der FURCHE, das Heiner Boberski führte.

Werbung
Werbung
Werbung

FURCHE?Wo sehen Sie die vordring-Iwhen^AftfgnbeK des TdfiamenHs und die speziellen Anliegen der freiheitlichen Fraktion im nächsten Jahr?

PETER: Sicher dort, wo sie die Bundesregierung auf Grund ihrer Handlungsfähigkeit nicht mehr realisieren wird, vor allem in der Budget- Und Wirtschaftspolitik. Die Bundesregierung hat ja bei der letzten Klausurtagung einen kläglichen Eindruck hinterlassen, indem sie an Stelle eines Sparbudgets für 1979 eine Budgetkommission eingesetzt hat, bei der man sich vorstellen kann, was herauskommen wird, nämlich wieder Untaugliches. Ziel der Freiheitlichen Partei muß es im letzten Jahr dieser Gesetzgebungsperiode im Nationalrat sein, weitere gesellschaftsverändernde Tendenzen der Sozialisten zu verhindern. Wir werden in diesem Herbst uns im besonderen mit dem Medienrecht auseinanderzusetzen haben und wir sind zum ersten Mal mit einem Bericht der Volksanwaltschaft konfrontiert, dem wir Freiheitlichen besondere Aufmerksamkeit zuwenden werden.

FURCHE: Man hört in letzter Zeit, daß sich das politische Klima in Österreich verschlechtert habe, ja so schlecht sei wie nie zuvor in der Zweiten Republik. Stimmt das?

PETER: Diese Frage wird jeder Politiker nach seinen Erfahrungswerten und vom Standort seiner Generation her beantworten. Ich bin sozusagen in die parlamentarische Lehre bei Repräsentanten der Gründer der Zweiten Republik wie Landeshauptmann Dr. Gleißner und Bürgermeister Dr. Koref gegangen. Von dieser Politikergeneration haben wir gelernt, die Grenzen zu erkennen, die man auf Grund der Erfahrungswerte in der Ersten Republik und den beiden Diktaturen nicht überschreiten darf. Ich stehe unter dem Eindruck, daß die Radikalisierung der verbalen Auseinandersetzung stattgefunden hat und stattfindet. Es wird Aufgabe jedes einzelnen Politikers wie auch der jeweiligen Partei sein, sich diese Grenzen klar bewußt zu machen.

FURCHE: Sollten nicht Klubobmann und Parteiobmann identisch sein, zumindest aber gut harmonieren, damit nicht „zwei Firmen“ in einer Partei entstehen?

PETER: Eine objektive Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Ich darf hier Erfahrungswerte anbieten: Ich habe als Parteiobmann mit drei Klubobmännern - Dr. Gredler, Dr. Kandutsch und Dr. Tongel - vorbehaltlos zusammengearbeitet. Ich habe auch 20 Jahre hindurch mit Alexander Götz ausgezeichnet zusammengearbeitet, und was unter Peter-Götz möglich war, wird selbstverständlich auch unter Götz-Peter möglich sein.

FURCHE: Die Wiener FPÖ hat eine ausdrückliche Nein-Empfehlung zu Zwentendorf abgegeben, wird dies auch die Bundespartei tun?

PETER: Die Meinung des Souveräns, also des Bürgers, muß vollinhaltlich gewahrt sein. Es kann daher nicht die Aufgabe der Freiheitlichen Partei sein, zu empfehlen, so oder so zu entscheiden. Aber das Nein der Freiheitlichen Partei zu Zwentendorf ist sicher für den interessierten Staatsbürger eine Orientierungshilfe. Wenn die eine oder andere Landesgruppe meint, sie müsse eine Empfehlung geben, so kann sie das bei dem pluralistischen Aufbau der Freiheitlichen Partei ohne weiteres tun.

FURCHE: Noch vor dem Bundesparteitag wird zumindest eine Vorentscheidung über die Person des nächsten

ORF-Generalintendanten fallen. Wie wird sich die freiheitliche Fraktion im Kuratorium verhalten?

PETER: Das Präsidium wird sich am 19. September mit dieser Frage beschäftigen, und zwar auf Grund des Ergebnisses, das beim Hearing tags zuvor erzielt wurde.

FURCHE: Es wurde Ihnen bei der Entscheidung im Kuratorium bezüglich derRegionalisierung vorgeworfen, daß Sie durch Ihre Abwesenheit eine Abstimmung zuungunsten der Regierungsfraktion verhindert haben.

PETER: Das war eine sachlich in nichts begründete Feststellung des Kollegen Dr. Steinbauer, der genau wußte, daß der Sitzungstermin des Kuratoriums zusammenfiel mit einer Sitzung des Nationalrates, die sich mit der Lkw-Steuer zu beschäftigen hatte. Der Abgeordnete Dr. Steinbauer hat genau gewußt, daß ich an diesem Tag sozusagen in einer gemeinsamen Front mit dem Parteiobmann der österreichischen Volkspartei stand, weil ÖVP und FPÖ eine dringliche Anfrage eingebracht hatten.

FURCHE: Wenn Sie anwesend gewesen wären, dann hätten Sie ...

PETER: Wenn ich anwesend gewesen wäre, dann wäre das passiert, was ich ja für diese Sitzung erbeten hatte und was nach meinem Abgang nicht mehr stattgefunden hat: eine gründliche Diskussion des mehr als 120 Seiten umfassenden Oberhammer-Papiers, das sich mit der Regionalisierung auseinandergesetzt hat____Wäre ich dagewesen, wäre sicher noch vier oder fünf Stunden diskutiert und dann entschieden worden.

FURCHE: Wie beurteilen Sie das Verhältnis Ihrer Partei zur katholischen Kirche? In der Scheidungsreform hat die FPÖ eine kirchenfernere Position eingenommen als die SPÖ ...

PETER: Unsere Position ist in der Zweiten Republik eine überaus aufgeschlossene den Belangen der Kirche gegenüber, so daß wir den Forderungen der Kirche, dort wo sie notwendig sind, in der Regel unsere Zustimmung erteilt haben. Wir haben sicher in vielen Bereichen Entscheidungen getroffen, wo wir der Kirche weitaus näher standen als der Sozialistischen Partei. In der Scheidungsfrage haben Sie recht, ich bitte um Verständnis dafür, daß es doch zu den liberalen Grundanliegen gehört, hier einen größeren Bewegungsraum zu gewährleisten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung