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Gespräch wichtig

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Die Erfahrungen eines Paters aus Heiligenkreuz mit seinen Schülern in der Schulstadt Baden veranlaßten ihn, ein Partnerschaftsseminar zu beginnen. Gemeinsam mit einigen Ehepaaren lud er dazu Jugendliche ab 16 Jahren ein. Das Anliegen dieser Veranstaltung — der noch weitere in den letzten Jahren folgten — war ursprünglich, die Jugendlichen frühzeitig auf die Ehe vorzubereiten.

Wir wollten angesichts der zunehmenden Zahl von Ehescheidungen und der häufigen Sprachlosigkeit mit jungen Leuten ins Gespräch kommen. Sie sollten die

Möglichkeit haben, in kleinen Gruppen (mit Gleichaltrigen und einem Ehepaar) und in der Auseinandersetzung mit Fachleuten über ihre Probleme, Fragen und Vorstellungen zu diskutieren.

Sie sollten Fragen stellen können, ihre Meinung äußern dürfen und sich dabei ernstgenommen fühlen. Wir wollten ihnen das Gefühl vermitteln, daß hier Erwachsene waren, die zwar nicht alles wissen und nicht jedes Problem gelöst hatten, sich aber Zeit für sie nehmen wollten.

Jugendliche—so haben wir festgestellt — brauchen den Umgang mit Erwachsenen, die ihnen auch ehrlich über ihre eigenen Schwierigkeiten, die sie im Laufe der Jahre mit sich selbst, mit anderen Menschen oder in ihrem Ehealltag erlebt hatten, erzählen. Das kann dazu beitragen, daß diese jungen Menschen in ihrem späteren Leben die eine oder andere Krise besser bewältigen.

Ich meine, daß es wichtig ist — und die Erfahrungen in den Seminaren haben es bestätigt —, daß man rechtzeitig mit Jugendlichen ins Gespräch kommt. Wir Erwachsenen müssen sie begleiten, zu erklären versuchen, was sie rund um sich an Beziehungen, Konflikten und Problemen im Alltag erleben.

In diesen Seminaren konnten wir übrigens feststellen, daß viele Jugendliche—vor allem in der Ablösungsphase von den Eltern — sich viel leichter in Gesprächen mit anderen Erwachsenen tun, sobald sie diesen Vertrauen entgegenbringen. Das heißt durchaus nicht, daß sie eine schlechte Beziehung mit ihren Eltern haben müssen. Sie nehmen einfach von Fremden leichter Argumente an.

In den acht bis zehn Abenden

dieser Badener Seminare kamen verschiedene Themen zur Sprache. So überlegten wir zunächst, wie man sich selbst besser verstehen, ja überhaupt erst kennenlernen kann, um sich selbst anzunehmen — einfach so, wie man nun einmal ist. Weiters diskutierten wir über die vielen Idealvorstellungen, die man sich von einem zukünftigen Partner macht, und wie wenig Gedanken meistens darauf verschwendet werden herauszufinden, ob man selbst ein guter Partner ist. Wir hörten über Konflikte in Ehe und Partnerschaft und überlegten, wie man mit diesen umgeht.

Wichtig war natürlich auch das Thema Erotik und Sexualität, über das sowohl ein Arzt als auch ein Ehepaar referierten. Im intimeren Kreis der mittlerweile vertrauten kleinen Gruppen kam es im Anschluß daran zu wertvollen Gesprächen.

So versuchten wir in Gesprächen, Vorträgen und Diskussionen miteinander die Zeichen der Zeit zu verstehen, in einer kinderfeindlichen Zeit Mut zum Kind zu machen und auch die Erfahrung weiterzugeben, wie sehr der Glaube im Leben jedes Paares eine entscheidende Rolle für das Gelingen der Ehe spielt.

Voneinander lernen

Dieser Austausch an Informationen, Gefühlen und Sorgen nützte sowohl den Jugendlichen wie auch uns Erwachsenen. Wie^ viel haben wir Ehepaare bei diesen Seminaren dazugelernt! Vieles wurde uns bei unseren eigenen, kleineren oder größeren Kindern verständlicher, und vieles haben wir mit neuen Augen zu sehen gelernt.

Wie überall war auch in den Jugendseminaren die Gesprächsbereitschaft das Wichtigste. Es ist eigentlich selbstverständlich, daß sie sich nicht auf solche Veranstaltungen beschränken sollte. Das Gespräch ist sicher etwas, was heute, in unserer hektischen, fernsehbesetzten Zeit viel zu kurz kommt, vor allem das Gespräch zwischen den Generationen.

Wer weiß, wie viele gescheiterte Ehen, wieviel Leid durch einen ständigen Meinungsaustausch zwischen jung und alt verhindert werden könnten. Ich bin sicher, daß die jungen Menschen eine große Bereitschaft mitbringen. Wir Erwachsenen sollten da aufmerksamer werden, weniger bequem. Wir können davon nur profitieren.

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