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Gewaltlos gegen Israel

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Drei von den Ende Februar neugewählten 48 arabischen Bürgermeistern in Israel gehören zum ersten Mal der fundamentalistischen islamischen Bewegung in den Städten Um-el-fachem, Käfer Kassem sowie im Dorf Bara an.

„Wir sind keine Khomeinisten und keine militanten Krieger, und wir werden unsere Städte genau nach dem Gesetz leiten und mit der israelischen Regierung kooperieren — zum Wohl unserer arabischen Siedlungen“, erklärte Scheich Raid Salach, der Oberbürgermeister der 20.000 Seelen zählenden Stadt Um-el-fachem.

Die fundamentalistische Bewegung nahm in Israel Ende der siebziger Jahre ihren Anfang. Es waren kleine Gruppen, die sich in den Dörfern bildeten und die Rückkehr zur Lehre des Korans predigten. Sie träumten von einem vereinigten islamischen Staat, in dem alle weltlichen Gesetze ungültig werden und die Bürger nur nach dem Gesetz des Korans geführt werden sollten.

Um dieses Ziel zu erreichen, wollten sie anfänglich das ungläubige Israel bekämpfen. Sie legten in Höhlen in den Bergen Waffenarsenale an. Sie verbrannten Felder, Wälder und rissen Setzlinge aus, um so den Judenstaat langsam von innen heraus zu zerstören. Als diese Untergrundbewegung aufflog, wurde es längere Zeit still um diesen Fundamentalismus. Der Weg zurück zur Religion konnte hier aber schnell wieder Wurzeln schlagen.

Die Religion gibt den jungen Arabern in Israel - die arabische Minderheit in Israel zählt 700.000 Menschen — neuen Halt. Junge Araber fanden in Israel zwar Arbeit, wurden von den Israelis auch in ihrem Freizeitverhalten beeinflußt, mußten sich aber in ihren Dörfern und Städten den alten Traditionen fügen. Gelangweilt saßen sie Abend für Abend in den arabischen Kaffeehäusern - kein Wunder, daß viele dieser frustrierten jungen Araber zu Kriminalität und Rauschgift neigten.

Mitte der achtziger Jahre erfuhr der Fundamentalismus einen neuen Aufschwung unter der Führung des heute 33jährigen Scheichs Abdallah Darwisch. Er, der an der islamischen Universität in Hebron studiert hatte, ist gegen Terror und Waffengewalt. Er will alle Probleme der Araber im Rahmen der israelischen Gesetze lösen. Mit freiwilligen Steuern seiner Anhänger baute er Kindergärten und Straßen, führte Koran-Stunden für Jugendliche und Erwachsene ein. Dadurch wurde die islamische Bewegung bei vielen populär.

Natürlich strebt auch Scheich Abdallah Darwisch einen islamischen Staat an. Er will ihn jedoch allein durch Einhaltung der Religion und durch fünfmaliges Gebet am Tag erreichen. Die Juden - ähnlich wie die Christen — sollen in diesem Staat geduldete Fremdlinge sein, weil sie auch an Gott glauben. Bis es soweit ist, will die islamische Bewegung nur im Rahmen des israelischen Gesetzes handeln.

In Israel erregt die Gemeinschaft trotzdem große Besorgnis. Denn keiner weiß, ob sie sich nicht eines Tages den fundamentalistischen Zielen in der arabischen Welt anpassen wird.

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