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Gewaltlose Loslösung

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Ein „Quantensprung“ hat nach den Worten des Wienerukrainisch-katholischen Prälaten Alexander Ostheim-Dzero-wycz den Wandel in der sowjetischen Religionspolitik gegenüber der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine ermöglicht. Die Bekanntgabe der Wiederzulassung der unierten Kirche, die hauptsächlich in der Westukraine besteht und auf die Union von Brest 1596 zurückgeht, ist - wie der Prälat gegenüber der FURCHE betonte - „ausgezeichnet vorbereitet worden “. Die ständigen und immer größer werdenden friedlichen Demonstrationen der Unierten, die auf das von der Sowjetverfassung zugestandene Recht auf Religionsfreiheit pochten, habe man nicht mehr ignorieren können.

Ostheim-Dzerowycz hofft, daß sich die Loslösung der mit Rom Unierten vom Moskauer Patriarchat, dem die Griechisch-Katho-lischen mittels einer von Stalin verordneten Synode seit 1946 zwangseingegliedert waren, „ohne Gewaltanwendung“ vollzieht. Vertreter der russischorthodoxen Kirche haben mit Drohungen nicht hinterm Berg gehalten, geht es doch neben geistigen auch um materielle Werte.

Für Ostheim-Dzerowycz ergibt sich die Entscheidung der Legalisierung der ukrainisch-katholischen Kirche logisch aus dem Abrechnen der Sowjetunion mit dem Stalinismus, als dessen „letztes Relikt“ er die ungelöste Uniertenfrage bezeichnet. Jetzt hätten auch die anderen Teilrepubliken der Sowjetunion ein Beispiel, wie sie Religionspolitik unabhängig von Moskau betreiben könnten.

Bewundert wird von Ostheim-Dzerowycz sowohl die „großartige Diplomatie“ als auch „die Ruhe der Entscheidung“. „Jetzt wird es an der ukrainischen Regierung liegen, eine Wahl durchzuführen; wobei klar ist, daß es zu einer Wahl kommen muß. Für die russisch-orthodoxe Kirche bedeutet das, daß etwa 600 bis 700 Priester und drei der besten Diözesen wegfallen.“

Schließlich wird die ukrainische Entscheidung-wie Ostheim-Dzerowycz betont - auch Auswirkungen auf die verbotene unierte Kirche im Reich Ceau-sescus haben.

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