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Gewinner und Verlierer der Golfkrise

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Die Krise am Öl-Golf, ob sie nun ihren Höhepunkt" in einem Krieg findet oder noch diplomatischfriedlich beigelegt werden kann, hat jetzt schon Verlierer und Gewinner produziert. Global, so darf schon jetzt analysiert werden, hat sich der Reichtum von Nationen „verschoben". Die Gewinner sind - vor allem wegen der gestiegenen Öl-preise - unter den Ol-produzieren-den Staaten zu finden - aber: Sie werden, der Unkosten des militärischen Aufmarsches wegen, weitaus weniger verdienen, als allgemein angenommen wird. Beispiel Saudi Arabien:

Die Öl-Einnahmen der Saudis liegen seit August 1990 - seit der Besetzung Kuweits - um 99 Prozent über den Vor-Invasions-Vorhersagen. Die Saudis haben zwischen August und Dezember 1990 zusätz-

liche 14,74 Milliarden Dollar eingenommen, und wegen ihrer erhöhten Produktion und dem gestiegenen Barrel-Preis vereinnahmen sie weiterhin monatlich 3,5 bis 4,2 Millionen Dollar zusätzlich. Wahrscheinlich aber verbleibt den Saudis davon weniger als die Hälfte, weil sie nicht nur für den militärischen Aufmarsch zahlen, sondern auch die Notleidenden der Golf-Krise, etwa Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien und Marokko, mit Petrodollars unterstützen müssen.

Diese Länder müssen nicht nur höhere Ölpreise zahlen, sondern verlieren Millionen Dollar-Einnahmen, weil Zehntausende ihrer Staatsbürger ihren Job in Kuweit verloren haben. Die Obligationen, die Saudi Arabien hat, dürften länger andauern als die Krise selbst - auch nach ihrem Ende wird Saudi

Arabien noch Milliarden-Verpflichtungen abzutragen haben.

Größere Gewinner noch, weil sie keinerlei Verpflichtungen finanzieller Art haben, dürften der Iran und die Sowjetunion sein. In Houston ist errechnet worden, daß die Perser dank der Golf-Krise monatlich eine ganze Milliarde Dollar zusätzlich einnehmen. Und die Sowjets, die zwar den harten Kurs gegen Irak unterstützen, aber jegliche militärische Beteiligung ablehnen, verdienen wahrscheinlich zusätzliche 1,35 Millionen Dollar pro Monat - solange der Barrelpreis bei etwa 27 Dollar verbleibt.

Auf der Verliererseite stehen, so eine Übersicht der Weltbank, 51 Staaten. Sie werden „schwer benachteiligt", heißt es in der Weltbank-Studie. Zu diesen Verlierern zählen „in erster Linie" derTschad,

Indien, Panama, eine Reihe südamerikanischer Staaten, aber vor allem auch jene osteuropäischen Länder, die kürzlich erst den Kommunismus überwinden konnten. Sie werden deshalb besonders „getroffen", weil die Sowjetunion ihnen seit 1. Jänner für Ölliefe-rungen nicht mehr den internen Rubel-, sondern den internationalen Dollar-Preis berechnet.

Aber besonders benachteiligt sind Kuweit, das Überfallene Land, und Irak, der Aggressor: Kuweit hat seit der Invasion mehr als vier Milliarden Dollar an erwarteten Ölein-nahmen verloren, und die vergleichbaren Verluste des Irak beziffern sich auf acht bis neun Milliarden Dollar - so Schätzungen in Houston, der Öl-Hauptstadt der USA.

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