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Giovanni analysiert

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(Salzburger Osterfestspiele; Großes Festspielhaus, „Don Giovanni“ von" W. A. Mozart) Herbert von Karajan, Regisseur Michael Hampe und Bühnenbildner Mauro Pagano zelebrierten den 200. Geburtstag des „Don Giovanni“, der 1787 im Prager Ständetheater uraufgeführt wurde. Karajans musikalische Realisierung zählt zu den imponierendsten, aufregendsten „Don Giovanni“- Wiedergaben, die seit vielen Jahren zu hören waren. Ein Analytiker voll Lebensweisheit, voll Verständnis für Scherz, Satire, Ironie und die dämonischen Abgründe taucht in diese Musik ein und läßt sie sprühen und funkeln. In der Friedhofszene, im Bankett oder im Finale beschwört er die dämonischen Kräfte und steigert „Don Giovanni“ zum erschütternden Welttheater.

Karajan hat ein Weltklasse- Sängerensemble geholt: Anna Tomowa-Sintow (Donna Anna), Julia Varady (Elvira), Kathleen Battle (Zerline), Paata Burchu- ladze (Komtur), Ferruccio Furla- netto (Leporello) und Alexander Malta (Masetto) brillieren mit Mozart-Gesangskultur, die an das legendäre Wiener Mozart- Ensembles nach 1945 erinnert. Aus dem Rahmen fällt nur Samuel Rameys Don Giovanni, er bleibt ein kleinbürgerlicher Verführer, dem das Raubtierhafte eines George London oder die erotische Würde eines Cesare Siepie fehlen. Hampe und Pagano schufen luxuriöse Szenenbilder: riesige schimmernd-schwarze Marmorhallen, Sevilla und der Park Giovannis träumen hinter einer Glashauswand. Wenn Giovanni zur Hölle fährt, bricht der Kosmos mit seinen Planeten auf. Hampes belangloses Personenarrangement nährt den Verdacht, daß Karajan selbst es gestellt haben könnte.

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