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Girozentrale baut Position als führende Investmentbank Österreichs weiter aus

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Die Girozentrale konnte 1985 das kontinuierliche Wachstum der letzten Jahre fortsetzen und steigerte ihre Bilanzsumme auf 250,6 Mrd. S (nach 232,5 Mrd. S im Jahr 1984). Das entspricht einem Zuwachs von 18,1 Mrd. S oder 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Stellung als zweitgrößtes Kreditinstitut Österreichs konnte damit gefestigt werden.

Wie Girozentrale-Generaldirektor Dr. Karl Pale erklärte, könne er „eine schöne Bilanz mit einem guten Ergebnis“ präsentieren, aus der - wie in den Jahren zuvor - vor allem der inneren Stärkung des Unternehmens Vorrang eingeräumt wurde.

Aus dem Reingewinn von 140,5 Mio. S (um 21,6 Mio. S höher als 1984) soll eine 9prozentige Dividende auf das eingezahlte Grundkapital von 1,6 Mrd. S zur Ausschüttung gelangen. Die Eigenmittel der Girozentrale gemäß §12(1) KWG konnten 1985 um mehr als 10 Prozent erhöht werden und betragen nunmehr 6,4 Mrd. S. Die Eigenmittelbasis der Girozentrale verbesserte sich damit auf 5,7 Prozent.

Die Girozentrale hat 1985 die stark expansive Entwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt und die Position auf den internationalen Kapitalmärkten deutlich ausbauen können. Mit insgesamt 234 Co-Mana-gementbeteiligungen an Euroanleihen (nach 76 im Jahr 1984) hat sie ihre Position als Österreichs führende Investmentbank weiter ausbauen können und zählt damit auch international zu den 50 größten Instituten am Eurobondmarkt. Besonders hervorzustreichen ist, daß die Girozentrale auch eine führende Rolle bei internationalen Aktienemissionen erreichen konnte. Die wesentlichen Beteiligungen betreffen die Begebung von Partizipationsscheinen der NESTLE S.B., Schweizer Rückversicherung, Zürich Versicherung sowie Aktien der Jacobs-Suchard, der Student Loan and Marketing Association (Sallie Mae) und Asko Deutsche Kaufhaus AG.

Nach den zinsertragsteuerbedingten Auswirkungen im Jahr 1984 erholte sich der österreichische Anleihemarkt 1985 etwas. Das Bruttoemis-sionsvolumen von . Anleihen und Bundesobligationen betrug im vergangenen Jahr insgesamt 59,4 Mrd. S (gegenüber 34,4 Mrd. im Jahr 1984).

Die Girozentrale hat 1985 Nominale 1.255 Mio. S Sparkassenanleihen emittiert. Der Umlauf der Sparkassenanleihen erhöhte sich damit (unter Berücksichtigung der Tilgungen) auf Nominale 9.100 Mio. S. Im Wertpapierhandel wurde entsprechend der starken Ausweitung im Euroemissionsgeschäft und der Anstrengungen zur Erweiterung der Placierungsmöglichkeiten ein deutlicher Umsatzanstieg erzielt. Als erste und bisher einzige österreichische Bank hat die Girozentrale außerdem den Handel ausgewählter Aktien im Telefonverkehr eingeführt.

Im Ausland lag der Schwerpunkt des GZ-Wertpapierhandels im Ausbau der Market-Maker-Tätigkeit durch Neuaufnahme von ECU-Anleihen und Floating Rate Notes. („Market Maker“ bedeutet, daß die Bank bereit ist, Kaufs- und Verkaufspreis in einem bestimmten Weftpapier zu quotieren). Die Girozentrale zählt heute in verschiedenen Marktsegmenten zu den wichtigsten Adressen des Eurobondhandels. Weiters wurde der Ausbau der Placierung bei institutionellen Anlegern im Ausland fortgesetzt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auch auf die Placierung von Schilling-Anleihen gelegt wurde.

Mit der Beteiligung am renommierten Londoner Broker Gilbert Eliott & Co, die im Juli 1986 auf 75 Prozent aufgestockt wird, hat sich die Produktpalette der Girozentrale entscheidend verbreitert und der Zugang zu verschiedenen großen institutionellen Anlegern ergeben.

Die Pionierrolle der Girozentrale bei der Einführung neuer inländischer Aktiengesellschaften an der Wiener Börse hat sich auch 1985 bestätigt. Nachdem sie 1984 Mautner Markhof sowie die AKG an die Börse brachte, war die GZ auch bei der Neueinführung der Jungbunz-iauer AG Konsortialführerin. Neben der Placierung im Inland wurden von der Girozentrale im Zusammenwirken mit Londoner Brokerhäusern erstmals auch österreichische Aktien international syndiziert. Eine ausgezeichnete Aufnahme haben auch die jungen Aktien der Veitscher Magnesitwerke-AG gefunden, die unter Führung der GZ placiert wurden.

Die gesamte Finanzierungsleistung der Girozentrale (Kredite, Wechsel und Wertpapiere unter Berücksichtigung der Offenmarktgeschäfte) an die in- und ausländische Nichtban-ken-Kundschaft stieg 1985 um 2,7 Mrd. S auf 123,7 Mrd. S. Vom Gesamtvolumen entfielen 91,1 Mrd. S auf Direktkredite, 2,5 Mrd. S auf Wechsel und 30,1 Mrd. S auf titrierte Kredite. Die inländischen Gesamtausleihungen (Kreditinstitute, Nichtbanken und Wechsel) zeigten im Jahr 1985 einen Anstieg um rund 3,2 Mrd. S. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, daß die Girozentrale der Finanzierung durch alternative

Finanzierungsinstrumente seit Jahren verstärktes Augenmerk widmet, wie etwa Aktienemissionen, Genußscheinen, Direktbeteiligungen etc. So wurden zum Beispiel im Jahr 1985 gemeinsam mit den Sparkassen insgesamt 588 Mio. S an Beteiligungskapital aufgebracht. Die Geschäftspolitik der Girozentrale zielte in Fortsetzung des bereits in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Weges weiter auf die Stärkung der Ertragslage ab, wobei der gegebenen Risikosituation besonderes Augenmerk gewidmet wurde. Die strenge Bewertung des Kreditportefeuilles der Bank im Hinblick auf mögliche Risken wurde auch 1985 beibehalten.

Die Girozentrale setzte auch im vergangenen Jahr ihre selektive Portefeuille-Politik im internationalen Geschäft fort und konnte eine zufriedenstellende Entwicklung des Auslandsgeschäftes verzeichnen. Der Auslandsanteil der Girozentrale (aktivseitiges Auslandsgeschäft in Schilling und Fremdwährung in Prozent der Bilanzsumme abzüglich der Durchlaufposten) erhöhte sich um 1,7 Prozent-Punkte auf insgesamt 37,3 Prozent. Im Kreditportefeuille der Girozentrale befinden sich überwiegend OECD-Länder.

Die seit 1980 bestehende Filiale London der Girozentrale setzte auch 1985 ihre positive Geschäftsentwicklung fort. Besondere Bedeutung wurde vor allem der weiteren Entwicklung der Firmen- und Handelsfinanzierungen beigemessen. 1985 nahm die GZ-London an 21 Euro- und Domestic-Sterling Transaktionen teil, wobei sie neunmal die Rolle des „Managers“ übernahm.

Zu Jahresbeginn wurde die Market-Maker-Tätigkeit in mehr als 200 Floating Rate Notes aufgenommen. Mit dieser Präsenz hat sich die GZ in den „Club“ der wesentlichen Londoner Investmentbanken eingereiht.

Die Bilanzsumme der Filiale London der Girozentrale, die derzeit 65 Mitarbeiter umfaßt, erreichte 1985 1.146 Mio. Pfund (über 28 Mrd. S) gegenüber 1.050 Mio. Pfund im Jahr 1984. Dies bedeutet eine Steigerung um mehr als 9 Prozent.

Wie schon rn den Jahren zuvor konnte die GZ-Dienstleistungs-gruppe auch 1985 erfolgreich zum guten Geschäftsergebnis beitragen. Der zielstrebige Ausbau der Dienstleistungsgruppe wurde durch die Gründung der S-Versicherung, die mit 1. Jänner 1986 offiziell ihre Tätigkeit aufnahm, fortgesetzt. Diese neue Tochtergesellschaft erweitert die Produktpalette der Girozentrale und der Sparkassen bedeutend und trägt damit zu einer verstärkten Marktpräsenz des Sektors bei. Insgesamt war die Girozentrale mit Stichtag 31.12. 1985 an 120 Unternehmen der verschiedensten Branchen und Gesellschaftsformen direkt beteiligt.

Bei der SPARINVEST-Kapitalan-lagegesellschaft erhöhte sich 1985 das verwaltete Fondsvermögen um 38,7 Prozent von 9,92 Mrd. S auf k 13,75 Mrd. S. Damit hält Österreichs bei weitem größte Investmentfondsgesellschaft einen Marktanteil von 68 Prozent. Die IMMORENT schloß 1985 Gebäudeleasingverträge mit einem Gesamtvolumen von über 600 Mio. S ab. Damit haben die von IMMORENT bisher in Österreich finanzierten Bauinvestitionen einen Wert von rund 3,8 Mrd. S erreicht. 77 Prozent der Projekte entfielen auf privatwirtschaftliche Unternehmen, 23 Prozent auf Kommunen. INTERMARKET FACTORING hat 1985 das Volumen der angekauften Forderungen um rund 8 Prozent auf über 7 Mrd. S gesteigert und somit die Position als führende österreichische Factoring-Gesellschaft mit einem Marktanteil von mehr als 60 Prozent gefestigt. Die LEASFINANZ konnte 1985 mit einem kontrahierten Neugeschäft von über 550 Mio. S ihre Marktstellung im Mobilienleasing-bereich weiter verbessern. Die FREMDENVERKEHRSBETRIEBS- UND MANAGEMENT Ges. m. b. H. betreute 1985 insgesamt 13 Austro-Top-Hotels. Die Gesamtbettenkapazität betrug Ende 1985 knapp 2.000.

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