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Glänzendes Ruhekissen

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Nach dem Kursanstieg im Herbst 1989 erfolgte Mitte März bei Gold wieder ein Einbruch. Bleibt dieses Edellmetall trotz der starken Schwankungen ein sicherer Anlagetip ?

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Nach dem Kursanstieg im Herbst 1989 erfolgte Mitte März bei Gold wieder ein Einbruch. Bleibt dieses Edellmetall trotz der starken Schwankungen ein sicherer Anlagetip ?

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In den ersten Jahren des interna- tionalen Börsenbooms war das In- teresse an Gold sehr gering. Erst die starken Kurseinbrüche ließen die Anleger nachdenken. Plötzlich besann man sich alter Veranla- gungsprinzipien. Streuung des Kapitals, Verwertbarkeit in Not- zeiten, die Ware Gold kann nie auf Null sinken und so weiter. Gleich- zeitig begannen Zentralbanken im Fernen Osten ihre Devisenüber- schüsse in Gold umzuschichten. Das „stumpfe" Gold bekam wieder Glanz. Ein Kursanstieg von 350 bis 420 US-Dollar war die Folge.

Wieso war es aber vorher so tief gefallen und jetzt schon wieder?

Viele Anleger verkauften, um in Aktien investieren zu können. Frü- her wurde Gold nur Kassa (Spot) gehandelt. Dann entstanden aber verschiedene neue Handelsformen: Der Terminhandel, bei dem die Ware auf einen Zeitpunkt in der Zukunft verkauft wird und erst dann geliefert werden muß, und die Goldanleihen (gold loans), bei de- nen Goldminen ihre zukünftige Pro- duktion an eine Bank verkaufen und Geld für Investitionen sofort erhalten. Diese neuen Instrumente bewirken eine wesentlich größere Schwankung des Goldpreises als früher. Nach oben und nach unten.

Und genau hier liegt der Punkt, der für den Anleger interessant ist. Diese Einbrüche sind die ideale Möglichkeit, neu einzusteigen oder zuzukaufen. Bedenken muß man aber, daß die Schwankungen der Goldnotierung in US-Dollar durch Wechselkursschwankungen Dollar/ Schilling nicht so stark auf den Endpreis in Schilling durchschla- gen oder sich auch manchmal auf- heben.

Seit 1. Jänner 1990 sind dem Österreicher aufgrund der Devisen- liberalisierung durch die Österrei- chische Nationalbank keinerlei Schranken beim Erwerb von Gold gesetzt. Er kann nunmehr auch alle ausländischen Goldmünzen oder Gold in Barrenform erwerben. Zusätzlich verzichtet der Finanz- minister seit heuer auf die Mehr- wertsteuer bei den sogenannten Handelsgoldmünzen, den Dukaten, Gulden- und Kronennachprägun- gen aus der Monarchie.

Wenn auch die Edelmetalle in den Tagen der Börsenhausse, die auch die Wiener Börse miterfaßt hat, keine so glänzenden Kursgewinne erzielen können wie so manche Aktien oder Optionsscheine, so wird man nach den Tiefs an den Börsen auf seinen Edelmetallpolster getrost zurückgreifen.

In den Industrieländern, auch in Österreich, ist bereits wieder ein spürbarer Anstieg der Inflation zu erwarten. Dies ist gerade der rich- tige Zeitpunkt, um einen Teil seines Vermögens in Gold anzulegen. Der Einstieg ist aufgrund des schwa- chen US-Dollar-Kurses derzeit relativ günstig, da alle Edelmetalle auf den internationalen Finanz- märkten in US-Dollar notieren.

Dem Anleger in Gold sind die Bärrengoldmünzen zu empfehlen. Darunter versteht man Goldmün- zen mit einem Feingewicht von 31,3 Gramm (eine troy unze), die nach dem Goldkurs, festgesetzt nach dem täglichen Fixing an der Londoner Börse, gehandelt werden. Auf dem Goldpreis liegt noch ein Aufschlag von sechs bis sieben Prozent für Prägekosten und die Spanne der handelnden Bank.

Das Angebot bei den Barrengold- münzen (englisch Bullion) ist ein vielfältiges. Marktieader ist das kanadische Maple Leaf, aber Öster- reich hat seit Oktober mit dem „Philharmoniker" eine glänzende Alternative anzubieten. Der „Phil- harmoniker" ist wie das Maple Leaf von einer Feinheit von 999,9/1000 und die ganze Unze kostet derzeit rund 5.050 Schilling.

Goldbarren sind dem heimischen Anleger weniger zu empfehlen, weil hier der Finanzminister nach wie vor mit einer Steuer von 20 Prozent beteiligt ist, und eine Privatperson beim Verkauf diese Mehrwertsteu- er nicht refundiert erhält.

Sowohl als Geschenk als auch als Anlage sind die Nachprägungen der Goldmünzen aus der Monarchie geeignet. Dukaten-, Gulden- und Kronenstücke werden in unter- schiedlicher Größe mit einem klei- nen Aufschlag über dem Goldpreis angeboten. Wer auf schnelle Wert- steigerung keinen Wert legt und etwas Freude daran hat, die edlen Stücke von Zeit zu Zeit aus dem Tresor zu holen und zu betrachten, für den gibt es eine Fülle von Mün- zen aus Edelmetallen, die mit inter- essanten Motiven in weltweit streng limitierten Auflagen und in beson- derer Prägequalität jährlich er- scheinen.

Der Münzexperte weiß hier die Spreu der Massenprodukte vom Weizen der echten Gustostücke zu unterscheiden und hilft beim Anlegen einer Sammlung.

Vielleicht noch einige An- merkungen zur Situation auf den Goldmärk- ten: Die Gold- förderung be- trägt derzeit weltweit rund 2.000 Tonnen jährlich. Leader ist nach wie vor Südafrika, wenn auch der Markt- anteil auf etwa ein Drittel des Weltmarktes zu- rückgegangen ist. Das zweitgrößte Förderland ist die Sowjetunion. Stark angestiegen ist in den letzten Jahren die Goldförderung in den USA und Australien.

Wer Gold nicht körperlich kau- fen möchte, aber auf das Edelme- tall als Anlageform nicht verzich- ten möchte, dem bieten sich eine Reihe von Alternativen. Auf inter- nationalen Finanzmärkten haben sich eine Reihe von Finanzinstru- menten auf Goldbasis entwickelt. Gold-Futures werden vornehmlich an der „Comex" (Commodity Ex- change) in New York gehandelt.

Indirekt an Gold beteiligt ist man beim Kauf von Goldminenaktien.' Die interessantesten Minenwerte stammen aus Südafrika, den USA, Kanada und Australien. Die Mi- nenwerte blieben allerdings bei den Kursstürzen an den Börsen in den letzten Jahre nicht ungeschoren.

Wer nicht selbst unter den zahl- reichen Minenwert^n wählen möch- te, kann den Intergold Investment- fonds zeichnen, der in seinem Por- tefeuille Minenwerte hält. Die Sparkassen haben in den letzten Wochen mit dem Goldinvest eben- falls eine Anlagemöglichkeit in Edelmetall angeboten.

Auch als Sparform ist Gold be- reits am Markt. Die Schoellerbank hat zum Beispiel einen Goldanla- geplan aufgelegt, wo der Anleger monatlich einen Betrag anspart. Der Betrag wird in goldenen „Philhar- monikern" investiert und in den Tresoren der Bank sicher verwahrt.

Jedenfalls sollte Gold mit einem gewissen Prozentsatz in keinem ausgewogenen Anlegerportefeuille fehlen. Nicht nur wegen der Faszi- nation, die vom Gold seit mehr als 5000 Jahren ausgeht, sondern we- gen der gebotenen Sicherheit.

Der Autor ist Direktor der Schoellerbank und leitet den Bereich Rechnungswesen und Mün- zen.

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