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Die Angst vor den Schulkreuzen

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Das Karlsruher Urteil hat uns auch in Österreich auf die Kreuze in den Klassenzimmern, die schon oft zum unbemerkten Inventar gehörten, aufmerksam gemacht. Die Diskussion zwingt uns nun zum Nachdenken.

Das Urteil beruft sich auf die Beli-gionsfreiheit. Ist jene dann am besten gesichert, wenn alle religiösen Symbole entfernt werden? Beligions-freiheit meint doch, daß jeder sein religiöses Bekenntnis frei, in aller Öffentlichkeit ausüben kann. Dazu gehören Kultgebäude, Prozessionen und Symbole, die auch das Alltagsleben religiös deuten. Daran soll nie-

mand Anstoß nehmen. Wer es tut, ist weder tolerant noch liberal und hat nur wenig Bespekt vor der Meinung anderer.

Das Liberale Forum hat diese Diskussion zum Anlaß genommen, wieder gegen den konfessionellen Religionsunterricht zu polemisieren. Man möchte lieber einen „Religionenunterricht”, nach dem sich Kinder dann frei für eine entscheiden können. Auch Politiker scheinen noch nicht den neuen Ansatz christlichen Religionsunterrichtes zu kennen. Dort geht es gerade um die Weckung der Frage nach dem Woher und Wohin des Menschen und damit auch nach Gott,

um die Herausforderung zu einer Glaubensentscheidung für das Leben, die jeder selber treffen muß, aber auch um die Erziehung zu Respekt vor der Glaubensüberzeugung anderer. Mit anderen über ihren Glauben reden gelingt am besten über Symbole, die man gerade deshalb nicht „ausräumen” darf.

Der Streit über die Schulkreuze könnte die positive Folge haben, mit den „Christenkindern” öfter über den Sinn des Kreuzes nachzudenken. Daß es ein Zeichen der Liebe Gottes zu uns, selbst zu den Schwächsten ist, ein Vorwurf, daß wir anderen Kreuze aufbürden,

Ermutigung, auch Schweres zu ertragen, und Anregung, von der Hingabegesinnung Jesu zu lernen.

Vom Geist des Kreuzes sind schließlich auch unsere Kultur und viele soziale Errungenschaften geprägt, von deren Früchten heute eine säkulare Gesellschaft lebt. Davon wollen wir auch „andersgläubigen” Schülern erzählen und sie dann fragen, was ihren Glauben ausmacht, was ihnen heilig ist, und was sie im Alltag auf die Liebe Gottes hinweist, so wie uns der Blick aufs Kreuz.

Das sollen die uns, wenn sie wollen, dann ruhig auch in der Schule zeigen können.

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