6750804-1967_27_08.jpg
Digital In Arbeit

Freiheit in der Methodenwahl

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn die Kirche eine Lehre vorträgt, die sie nicht als Dogma verkündet, dann ist zunächst der Katholik verhalten, die Sache anzunehmen und die Gründe dafür ehrlich und redlich zu betrachten. Wenn er keine entscheidenden Gegengründe hat, dann darf er es eben auch nach seiner neuen Ge-wissensentscheidung halten. Das ist an sich ganz katholische Lehre, die in jedem dogmatischen Lehrbuch steht. So ist in unserem Fall eine wachsende Zahl von Theologen zu folgender Auffassung gekommen:

Für das eheliche Geschehen, über die Vereinigung zwischen Mann und Frau, gelten noch zwei Regeln:

• Es muß in der Ehe als Ehe ein echter Wille zum Kind vorhanden sein. Ich habe das wohl genügend betont: Kinder gehören zur Ehe, soweit es vom Menschen abhängt. Sie gehören nicht zum einzelnen ehelichen Akt, sondern gehören zur Ehe, und zwar nach den Maßstäben, die oben auseinandergesetzt wurden.

• Es dürfen keine Mittel angewendet werden, die entweder eine Abtreibung bedeuten — das wird von vornherein ausgeschlossen — oder eine echte persönliche Begegnung zwischen Mann und Frau verhindern.

Wenn Sie nun fragen: Ja, welche sind diese Mittel?, da muß der Moraltheologe antworten: Das weiß ich nicht. Das ist Sache der Eheleute, das ist Sache der Ärzte, das ist Sache der Profanwissenschaft.

Ich möchte diese Betrachtung abschließen mit einem Satz, der ganz am Schluß des Abschnittes des Konzils über die Förderung von Ehe und Familie steht:

„Die Ehegatten, die nach dem Bild des lebendigen Gottes geschaffen und in eine wahre personale Ordnung gestellt sind, sollen vereint sein durch gegenseitige Zuneigung, durch Gleichgesinntheit und gegenseitige Heiligung, damit sie, Christus, dem Ursprung des Lebens, folgend, in den Freuden und Opfern ihrer Berufung, durch ihre treue Liebe Zeugen jenes Liebesgeheimnisses werden, das der Herr durch Seinen Tod und Seine Auferstehung der Welt kundgetan hat“ (Nr. 52).

Ein außerordentlich reicher Satz und ein begeisternder Appell. Die Eheleute sollen „Christus folgen in den Freuden und Opfern ihrer Berufung“. Wenn man so manche Ehepredigt hört, könnte man meinen, das Eheleben sei nur ein Opferleben. Es ist wohl auch ein Opferleben. Zu jedem Christenleben gehören Opfer. Wer keine Opfer bringen will, der soll um Gottes willen nicht heiraten. Aber im Appell des Konzils steht an erster Stelle die Freude der Berufung zur Ehe. Die Ehe und das Familienleben sollen nicht nur das Kreuz Christi abbilden, sie sollen auch den Glanz, die Kraft und die Freude der Auferstehung in der Welt darstellen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung