Heilsversprechen

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Über Heilsversprechen und ihre Folgen in Großbritannien und in der Kirche.

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Über Heilsversprechen und ihre Folgen in Großbritannien und in der Kirche.

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Anfang letzter Woche scheiterte Liz Truss an ihren eigenen Heilsversprechen, hieß es in der Presse. Im Wahlkampf hatte sie das Blaue vom Himmel verheißen. Großbritannien werde sich unter ihrer Führung zum Wirtschaftswunderland transformieren. Die falschen Versprechungen standen im krassen Widerspruch zum ökonomischen Absturz, der nach den ersten Entscheidungen der Premierministerin erfolgte. Die Macht entglitt ihren Händen.

Die katholische Kirche könnte ein Lied davon singen, wie gefährlich Heilsversprechen sind. Auch in „Neuen Geistlichen Gemeinschaften“ spiel(t)en sie eine verheerende Rolle. Bevor in den letzten Jahren bekannt wurde, dass zahlreiche ihrer Gründer nicht nur charismatische Prediger und sensible Seelenführer waren, sondern rücksichtslose Missbrauchstäter, wurden sie von Gläubigen an der Basis über Bischöfe bis hin zu den Päpsten geradezu als Heilige verehrt. Sie beherrschten die Klaviatur der Heilsversprechen meisterlich, und es wurde ihnen blindlings geglaubt. – Dann geschah der Sturz der Sterne. Missbrauch und Vertuschung wurden bekannt, vom Gründer der „Legionäre Christi“, Marcial Maciel, bis hin zum Gründer der „Arche“, Jean Vanier. Ihre Heilsversprechen hatten blind gemacht für spirituellen und sexuellen Missbrauch, der gut versteckt in ihrem Schatten wuchs. Wer das Himmelreich vorwegzunehmen verspricht, wie das die „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ heute noch tut, läuft Gefahr, möglichen Opfern den Weg Richtung Hölle auf Erden zu ebnen. Nicht nur in Frankreich, wo die „NGG“ besonders weit verbreitet sind, kam beim Sturz der Sterne blankes Entsetzen auf. Nach diesem Schock gilt es nun genauer hinzuschauen. Wo kann angesichts von Missbrauch und Vertuschung heute noch von Heil gesprochen werden? Bruchlos ist das nicht mehr möglich.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Uni Würzburg.

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