7104781-1995_26_07.jpg
Digital In Arbeit

Herz Jßsu Herz der Kirche?

Werbung
Werbung
Werbung

Am vergangenen Sonntag feierte ich mit der Herz-Jesu-Pfarre in Graz das Titelfest ihrer Kirche. In der Lesung aus dem Propheten Ezechiel hörten wir, wie Jahwe, der Bundesgott, ankündigt, sich nun selbst um seine Herde zu kümmern, da dies die Hirten Israels schmählich versäumten, und was er konkret zu tun gedenkt. Wir meinten, daraus fast ein Seelsorgeprogramm für heute herauszuhören.

„Die Verlorengegangenen will ich suchen.” Wir dachten an die vielen, die früher noch Kontakt zur Kirche hatten und nun gegangen sind. Was war schuld? Wer geht ihnen nach? Ist das zu viel verlangt? Der gute Hirte läßt die 99 stehen und sucht das eine. Und wir?

„Die Vertriebenen will ich zurückbringen.” Viele fühlen sich heute vertrieben, weil man ihre persönlichen Probleme nicht ernst genug nimmt oder weil sie eine wachsende Diskrepanz zwischen Lehre und Leben mancher in der Kirche nicht mehr ertragen können. Andere werden offiziell vertrieben, weil sie nicht in die Norm passen. Wer bringt sie zurück? Fromme Worte genügen nicht. Oft müßte sich zuerst wirklich etwas ändern, daß „Vertriebene” wieder Vertrauen schöpfen können.

Ich will die Verletzten verbinden.” Das Leben hat so viele Wunden geschlagen, etwa in Beruf oder gescheiterter Partnerschaft. Viele hat die Gesellschaft verletzt, weil sie sie zu Außenseitern stempelte. Verletzt fühlt sich in der Kirche, wer dort mehr nach dem Gesetz als nach seiner inneren Haltung beurteilt wird. „Verbinden” heißt nicht, die Wunden zudecken, sondern die Not verstehen lernen und gangbare Wege für die Zukunft ermutigend auftun.

„Ich will die Schwachen kräftigen.” Aus Sorge um die „Schwachen” wagt man in der Kirche oft keine neuen Wege. Wer ein Herz für Schwache hat, wird sie nicht verachten, sie aber auch nicht wie kleine Kinder nur bewahren, sondern innerlich zu stärken versuchen.

„Ich will die Starken behüten.” Die „Starken” sind heute in der Kirche nicht beliebt, weil sie sich nicht unterordnen. Doch die Kirche braucht dynamische Kräfte, um voranzuschreiten und sich korrigieren zu lassen.

Eine Kirche, die das Herz-Jesu verehrt, müßte noch viel mehr vom Herzen Gottes lernen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung