Himmelfahrt: Um göttliche Herrlichkeit
Was das muslimische Ramadanfest und Christi Himmelfahrt verbindet.
Was das muslimische Ramadanfest und Christi Himmelfahrt verbindet.
Am Donnerstag dieser Woche feiern Muslime das Ramadanfest und die Christen das Fest „Christi Himmelfahrt“. Auf den ersten Blick würde man meinen, dass beide Ereignisse nichts miteinander zu tun haben. Allerdings sehe ich hier eine faszinierende Symbolik der Gottesgemeinschaft. Denn mit „Christi Himmelfahrt“ ist kein „Ortswechsel“ Jesu gemeint, und der „Himmel“ steht nicht für die Atmosphäre bzw. das Weltall, sondern symbolisiert den „endgültigen Eintritt der menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit“.
Genau dies feiern Muslime am Ende des Ramadans. Sie feiern nicht, dass sie nun wieder essen und trinken können, sondern dass sie sich einen Monat lang auf eine spirituelle Reise begeben haben, in der materielle Bedürfnisse und Interessen zurückgestellt wurden, um sich stärker den spirituellen Werten zuwenden zu können. Der Ramadan will einen Raum zur Entfaltung dieser Spiritualität öffnen. Und Ziel dieser Reise ist das Eintreten in die Gottesgemeinschaft hier und jetzt in dieser Welt, wenn der Mensch sich selbstlos als Hand der Liebe und Barmherzigkeit versteht.
Der Ramadan erinnert daran, dass der Weg zu Gott auch ein sozialer ist. Einen Monat lang zu fasten, soll auch an das Leid der Armen und Bedürftigen erinnern. Alle sollten diese Erfahrung der Betroffenheit machen, damit der Einsatz gegen das Leid in der Welt nicht lediglich aus Mitleid motiviert ist, sondern aus Liebe und Verantwortlichkeit. Der Ramadan erinnert aber auch an die Vergänglichkeit. Was bleibt, ist das angestrebte Eintreten in die göttliche Herrlichkeit. Dazu sagt der Koran: „Jeder, der auf der Erde weilt, der muss vergehen, und es bleibt das Antlitz deines Herrn, des Herrn der Majestät und der Ehre.“ Das Wesentliche im Leben bleibt daher die Hingabe an Gott, die sich in der Liebe seines Nächsten verwirklicht. Dort ist das Antlitz Gottes, dort ist seine Gemeinschaft.
Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.
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