Ich weiß
Darum stehen die Kirchentore meiner Osterkirche alle offen, überall hin.
Darum stehen die Kirchentore meiner Osterkirche alle offen, überall hin.
An den Wänden meiner heimlichen Kirche, / die ich mir selber mit Bildern ausmale,
schrieb Christine Busta, sind sie alle erlöst beisammen: Putin und Selenskyj, Macron und Le Pen, Biden und Trump und du und ich. Die Kugel im russischen Roulette fiele auf SIEG FÜR ALLE. Die Kugel im Klimaballspiel, wenn rien ne va plus ausgerufen würde in allen Lautsprechern, fiele auf: Schonung dieser Erde durch alle Menschen.
DAS ist meine Osterkirche, ich trage sie im Herzen, darin erlischt das Osterfeuer nie, in ihr brennt die Liebe Gottes aus der Asche der ganzen unüberwindbaren Geschichte. Denn Udo hatte als Ostertrost ein Wort, es ist schon lange unterwegs, unter die Menschenmenge verteilt auf Facebook: Über allen Hiobsbotschaften dieser Welt steht Hiobs Botschaft: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“
Darum stehen die Kirchentore meiner Osterkirche alle offen, überall hin. Osterwehen durch Stadt und Land. Na, da hatte Novalis, dessen 250. Geburtstag wir am 2. Mai bedenken, eine tiefe innere Vorfreude von einem sinnerfüllten Leben: Die Basis aller ewigen Verbindung ist eine absolute Tendenz nach allen Richtungen. So osterlichtgefördert denkt er uns Wunderbares gegen die Verzweiflung vor: Der Mensch vermag in jedem Augenblicke ein übersinnliches Wesen zu seyn. Ohne dies wäre er nicht Weltbürger, er wäre ein Thier.
Wir haben einen Osterweg vor uns! Gegen das gewohnte unbewohnbare Haus des Daseins: Osteraugen auf und durch. Durch alle Fragen, durch die Zumutungen, durch alles Vernichten und die Tränenflut. Und dann findet dich einer, der dachte wie du. Das war Wittgenstein im Jahr 1914. Als er nicht mehr konnte und dann den „Tractatus“ schrieb: Der Sinn der Welt muss außerhalb ihrer liegen. Bis zum Ende allen Verzweifelns gehen: durch das Tor in deine Osterkirche, in deinem Herzen.
Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i. R.
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