Kirche und Menschenrechte

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Die beharrliche Nicht-Anerkennung der Menschenrechte in der Kirche ist ein Verrat am Evangelium.

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Die beharrliche Nicht-Anerkennung der Menschenrechte in der Kirche ist ein Verrat am Evangelium.

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Der vatikanische „Heilige Stuhl“ hat die UN-Menschenrechtserklärung bis auf den heutigen Tag nicht unterzeichnet. Und das aus gutem Grund: Die katholische Kirche müsste sich selbst daran halten. Sie müsste Menschenrechtsverletzungen und -verbrechen in den eigenen Reihen ahnden. Das tut sie in vielen Fällen nicht, weil sie es gar nicht will.

Bei der konsequenten Aufarbeitung von sexueller Gewalt tut sie sich noch immer schwer; in vielen Ländern wie Ungarn hat sie noch gar nicht richtig begonnen, wie die Grazer Theologin Rita Perintfalvi kürzlich eindrucksvoll nachwies. Zwischen der Bezahlung von Frauen und jener von Männern ist der Abgrund („Gender-Gap“) in der katholischen Kirche besonders groß, weil die bestbezahlten Jobs wie das Bischofsamt Priestern, also Männern, vorbehalten sind. Dass der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualmoral“ kürzlich auf der vierten Synodalversammlung nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit der deutschen Bischöfe fand, zeigt die Weigerung, die Menschenrechte homosexueller und queerer Menschen vorbehaltlos anzuerkennen.

Burkard Hose verlangt daher viel, wenn er in seinem neuen Buch (Vier-Türme-Verlag 2022) eine Bekehrung zu den Menschenrechten einfordert. Er argumentiert, dass die beharrliche Nicht-Anerkennung ein „Verrat am Evangelium“ sei. Das Buch kommt zur rechten Zeit. Die Menschenrechte geraten in Europa immer mehr in Gefahr. Der Wahlausgang in Italien ist auch in dieser Hinsicht beunruhigend, macht er doch den Faschismus wieder hoffähig. Dass sich die katholische Kirche zu den Menschenrechten bekehrt, sie nach innen realisiert und nach außen dafür einsteht, ist dringend erforderlich. Hier könnte sie jene Gesellschaftsrelevanz
erlangen, deren Fehlen so häufig beklagt wird.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitäts­forscherin an der Universität Würzburg.

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