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Konkurrenz mit den Sowjets

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Als im Oktober 1957 der erste russische Sputnik einer schockierten amerikanischen Öffentlichkeit zum Bewußtsein brachte, daß man auch jenseits des Eisernen Vorhangs wissenschaftlich arbeitet und anscheinend sogar besser, setzte ein Sturm der Kritik gegen das amerikanische Schul- und Hochschulsystem ein. Man warf ihm vor, die naturwissenschaftlichen Fächer, Mathematik und Fremdsprachen vernachlässigt und damit die unzulängliche Nachwuchsbildung verursacht zu haben.

Der Kongreß nahm denn auch — beeinflußt von der öffentlichen Meinung - ein Gesetz an („National Defense Education Act“), durch das etwa eine Milliarde Dollar zur Förderung der drei vernachlässigten Fächer und zur Begabtenförderung überhaupt bereitgestellt wurden. Schüler und Studenten wurden aufgefordert, mit den sowjetischen Kommilitonen in Wettbewerb zu treten. Nach einer Rundfrage haben damals 80 Prozent der befragten Studierenden sich begeistert dazu verpflichtet. Einige Zeit darnach hat Eugene Gilbert, der Präsident der Youth Research Organization, mit einer neuen Umfrage nachgefaßt und eindeutig ermittelt: Die Begeisterung ließ bald nach. Nur noch 61 Prozent der Befragten hatten den Ehrgeiz, es den russischen Gleichaltrigen, von denen man annimmt, daß sie begeisterte Wissenschaftler sind, im Studium der Naturwissenschaften gleichzutun oder sie zu überrunden: 38 Prozent der Jungen gaben zu, das Interesse daran verloren zu haben. Und nur 25 Prozent haben in ihren Schulen festgestellt, daß die Lehrer seitdem größeren Wert auf die betreffenden Fächer legen als vorher!

Die öffentliche Diskussion über du“ „Krise der amerikanischen Erziehung“ hat inzwischen nachgelassen und ist in die Kreise von Erziehern verlegt worden. Zweifellos werden sich dabei praktische Vorschläge für einen Umbau der Collegeerziehung ergeben. Aber wie lange wird es dauern, bis sich die Haltung der Studenten zum Studium ändert?

Simone de Beauvoir berichtet in dem Buch über ihre Amerikareise „Amerika, Tag und Nacht“: „Das Wort eines Studenten frappierte mich. Auf meine erstaunte Frage, wie es denn käme, daß so viele seiner Kameraden die geistigen Werte zu mißachten schienen, sagte er: ,In Europa sind die Studenten Intellektuelle, bei uns aber nicht!' “

Doch nicht nur die Familie, nicht nur Schule und Hochschule bestimmen

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