Lehren aus Afghanistan

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Wo bleibt das Echo der Religionen zur Katastrophe in Afghanistan?

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Wo bleibt das Echo der Religionen zur Katastrophe in Afghanistan?

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Viele fragen sich zu Recht, was die USA und ihre Verbündeten in den letzten 20 Jahren in Afghanistan gemacht haben. Die Taliban sind heute offensichtlich stärker als je zuvor. Hinzu kommt, dass sie bei ihrem Marsch durch Afghanistan in den letzten Wochen militärisch aufgerüstet haben und wahrscheinlich inzwischen die einzige Extremistengruppe mit einer eigenen Luftwaffe sind. Von Demokratie kann kaum die Rede sein. Menschen- und vor allem Frauenrechte sind nicht zu erwarten.

Ein ähnliches Szenario fand mit dem Beginn des Irakkriegs ab 2003 im Irak statt, mit dem Ergebnis der Bildung einer neuen extremistischen Gruppe, IS. Das Land ist in Chaos verfallen. Von einer Demokratie, von Menschenrechten kann auch dort nicht die Rede sein. Krieg, Gewalt und Waffen sind ­also offensichtlich nicht die Lösung, um Länder zu demokratisieren und Menschenrechte herbeizuführen.

Die sinnvollste Investition ist die, die das Ziel hat, Menschen zu selbstbestimmten und mündigen Bürger(inne)n zu machen, also die Investition in Aufklärung. Mag sein, dass militärische Mittel attraktiver sind, weil sie die Waffenindustrie und somit die Wirtschaft einiger Länder ankurbeln, hingegen bringen Investitionen in Demokratiebildung kaum Profit.

Es ist legitim, nach Profit zu streben, problematisch ist es jedoch, wenn dies auf Kosten humaner Werte geschieht. Und hier können und sollen Religionen laut werden. Gerade die drei monotheistischen Religionen glauben an einen dem Menschen bedingungslos zugewandten Gott. Das heißt, der Mensch ist als Selbstzweck gedacht. Das Judentum wie auch das Christentum und der Islam haben ein starkes Liebesethos. Wenn dieses das letzte Wort hätte, würde die Welt viel friedlicher sein. Aber wo bleibt das Echo dieser Religionen außerhalb von Synagogen, Kirchen und Moscheen?

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.

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